Sitzt bald ein Huhn im Parlament in Ungarn?

Sieht so die nächste Generation Abgeordneter aus in Ungarn?
Sieht so die nächste Generation Abgeordneter aus in Ungarn? Copyright euronews
Von Emma BeswickAlexandra Leistner
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Sicherlich der ungewöhnlichste Kandidat für die Wahl in Ungarn am 8. April - József Tichy-Rács verkleidet sich als Huhn. Warum er ins Parlament in Budapest will, erklärt er im euronews-Interview.

WERBUNG

József Tichy-Rács ist nicht wie die anderen Kandidaten bei den Parlamentswahlen im April - er kandidiert im Hühnerkonstüm mit Maske.

Warum? "Ich denke, die Menschen in Ungarn haben das Vertrauen in menschliche Politiker verloren, also darf man annehmen, dass sie einem Huhn oder einem Gorilla eher vertrauen werden", sagte er Euronews.

Was ist die Partei des zweischwänzigen Hundes?

euronews
Tichy-Rács in Anzug mit Champagnereuronews

Die "Two-tailed Dog Party" des unabhängigen Kandidaten wurde 2006 in Szeged gegründet. Sie hat auch einen Kandidaten, der als Gorilla und einen, der Weihnachtsmann verkleidet ist.

Der Name der Partei bezieht sich auf die Fröhlichkeit, die von dem wedelnden Schwanz eines Hundes kommt, erklärt Tichy-Rács. Die Partei hat so viel Spaß, dass sie die Metapher verdoppeln musste.

"Wir sind die ernsteste Partei in der Geschichte der ungarischen Politik", sagte das Huhn.

Wahlwerbung

Das Sammeln der erforderlichen 500 Unterschriften, um als Kandidat im Bezirk Győr-Moson-Sopron antreten zu können, sei für ihn leicht gewesen, selbst in seiner lebhaften Aufmachung, erklärte Tichy-Rács.

"Die Leute unterstützen mich von ganzem Herzen", sagte er. "Ich musste nur ein Versprechen abgeben und schon wollten sie alle unterschreiben".

Wahlversprechen

Tichy-Rács trägt einen Blazer über seinem Hühneranzug, sonst würde man ihn nicht ernst nehmen.

Zu seinen Versprechungen gehört der Kauf eines neuen Sessels - diejenigen, die die derzeitigen Abgeordneten heute nutzen, seien nicht bequem genug für sein Gefieder.

Er will auch einen Bach in Sopron verbreitern und einen Hafen anlegen, der es größeren Booten erlaubt, in die Stadt zu fahren. Das unterstütze auf längere Sicht die lokale Wirtschaft.

Es ist jedoch kein rein altruistischer Schritt, denn damit könnte Tichy-Rács eines seiner Ziele erreichen: "Ich möchte am Ende eines langen, harten Tages in einem U-Boot nach Hause fahren. An Bord brauche ich einen Whirlpool, um mich wohl zu fühlen".

Politisch möchte seine Partei "die Demokratie zerstören, weil die Menschen sie sowieso satt haben".

Was möchten sie stattdessen? Das Huhn möchte eine Kratokratie gründen, "etwas, wo nicht nur die ernannten Führer stehlen könnten, sondern auch die alltägliche Arbeiterklasse", sagte er.

"Ich denke, das wäre eine schöne Verstrickung."

Was wird er tun, wenn er gewinnt?

Tichy-Rács, der derzeit in Österreich lebt, sagte, er würde zurück nach Ungarn ziehen, wenn er gewählt wird.

"Wenn ich es schaffe, so viel zu verdienen wie die anderen Politiker, dann kann ich alle meine Bedürfnisse von Menschen und Hühnern befriedigen - vom Gehalt her - und zurück nach Ungarn ziehen."

"Ich verspreche auch, dass ich im Ausland Urlaub machen werde - das können sich nicht viele Ungarn leisten, aber Politiker auf jeden Fall", fügte er hinzu.

Wettbewerb für kleinere Parteien

Was sagt das Huhn zu Kritikern, die meinen, Witz-Parteien wie die Partei des zweischwänzigen Hundes Stimmen von kleineren, ernsteren Parteien wegnehmen?

Tichy-Rács schätzt, dass es 40 kleinere Parteien auf der nationalen Kandidatenliste gibt, und er erklärte sich "eifrig und bereit, ihnen die Stimmen wegzunehmen".

WERBUNG

Er versteht sich als "der mächtigste Gegner" für große und kleine Rivalen.

Tichy-Rács repariert ein großes Schlagloch in seinem Wahlbezirk

Am 8. April wird Tichy-Rács gegen Kandidaten anderer ungarischer Parteien antreten, darunter auch Ministerpräsident Viktor Orban von der rechts-nationalen Fidesz-Partei.

Gergely Gulyas, Fraktionsvorsitzender von Fidesz, sagte in der Zeitschrift Hetek, es sei unwahrscheinlich, dass seine Partei wie bei den Wahlen 2010 und 2014 zwei Drittel der Sitze gewinnen würde.

"Unser klares Ziel ist es, eine Regierung zu bilden. Hundert Mandate reichen dafür aus. Alles, was darüber hinausgeht, ist ein sehr wertvolles Geschenk", wurde Gulyas zitiert.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Wahlkampf in Ungarn: Orban setzt auf Angst vor Immigranten

Europa gegen Budapest - wie geht es weiter nach den ungarischen Wahlen?

Korruptionsvorwurf gegen Orbán: Opposition in Ungarn wittert Morgenluft