Deutschlandweit Razzien: Offenbar Transsexuelle aus Thailand eingeschleust

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Von Euronews
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Mit Razzien und Festnahmen ist die Bundespolizei in ganz Deutschland an 62 Orten und Schauplätzen gegen Organisierte Kriminalität im Rotlichtmilieu vorgegangen. Hunderte Frauen und vor allem Transsexuelle sollen aus Thailand eingeschleust worden sein

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Mit ihrer bisher größten Razzia hat die Bundespolizei (2005 hervorgegangen aus dem Bundesgrenzschutz) ein Bordell-Netzwerk zerschlagen, dessen Drahtzieher hunderte Menschen aus Thailand nach Deutschland geholt haben sollen. Etwa 1.500 Beamte durchsuchten 62 Bordelle und Wohnungen in zwölf Bundesländern. Mehr als 100 Personen wurden vorläufig festgenommen und sieben Haftbefehle vollstreckt, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Siegen (Nordrhein-Westfalen).

Unter Beteiligung der Spezialeinheit GSG 9 nahmen Polizisten die Hauptverdächtigen fest, eine 59-jährige thailändische Staatsangehörige und ihren 62-jährigen deutschen Lebensgefährten.

Hunderte Frauen und vor allem Transsexuelle sollen aus Thailand eingeschleust worden sein, um als Prostituierte zu arbeiten. Die Hauptverdächtigen sollen den Eingeschleusten, dem Fiskus und der Sozialversicherung nach Polizeischätzungen einen siebenstelligen Betrag vorenthalten haben.

Demnach wurden die Prostituierten mit bis zu 36.000 Euro Schulden für den Transfer nach Deutschland belastet, die sie abarbeiten mussten. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) nannte die Großrazzia der Bundespolizei einen beispiellosen
Schlag gegen «ein bundesweit verzweigtes Netzwerk». Die Razzien liefen seit den frühen Morgenstunden in zwölf Bundesländern.

«Viele hunderte Frauen und Männer waren der menschenverachtenden grenzenlosen Profitgier von Schleusern über Jahre und Landesgrenzen hinweg ausgeliefert», so Seehofer.

Oberstaatsanwalt Alexander Badle, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main:

«Die Ermittlungen richten sich gegen insgesamt 56 Beschuldigte. Hauptbeschuldigte sind eine 59jàhrige Thailänderin und ihr 62 Jahre alter Lebensgefährte. Diese beiden sollen ein bundesweites Netzwerk installiert haben mit dem Ziel, thailändische Frauen und Transsexuelle in das Bundesgebiet zu verbringen, damit diese hier in Bordellbetrieben der Prostitution nachgehen.“

"EINE ART SCHNEEBALLSYSTEM"

Das Ermittlungsverfahren der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt wird wegen des Verdachts des gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern, der gewerbs- und bandenmäßigen Zwangsprostitution, der Zuhälterei, des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt und der Steuerhinterziehung geführt.

Die Bande soll von Siegen aus vor allem Menschen aus Thailand in das bundesweite Bordell-Netzwerk geschickt haben. Im Fokus der Kriminellen standen nach Erkenntnissen der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main bevorzugt Transsexuelle, die mit hohen Verdienstmöglichkeiten als Prostituierte nach Deutschland gelockt worden seien. Die Betroffenen hätten dann zumeist in Wohnungsbordellen - beispielsweise in Gewerbegebieten oder auch im ländlichen Raum - gearbeitet. Die mutmaßlichen Täter hätten so ein spezielles Segment im Rotlichtmilieu in Deutschland besetzen wollen.

Die Generalstaatsanwaltschaft geht davon aus, dass die 59-jährige Hauptbeschuldigte mit Helfern in Thailand Prostituierte angeworben und mit erschlichenen Touristen-Visa ausgestattet hat. In Deutschland angekommen, sollen die Angeworbenen zunächst überwiegend in drei Bordellen in Siegen der Prostitution nachgegangen sein, die seit 2006
von der 59-Jährigen und ihrem deutschen Lebensgefährten betrieben wurden.

Die Einnahmen sollen von der Hauptbeschuldigten zunächst vollständig einbehalten worden sein - zur Begleichung angeblicher Schleusungskosten, für Miete und Verpflegung. «Nach einer gewissen Verweildauer in den Siegener Bordellbetrieben sollen die Prostituierten in einer Art Rotationsprinzip in andere Bordellbetriebe des Netzwerks im gesamten Bundesgebiet gebracht worden sein», erläuterte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft.

Auch später soll die Hauptbeschuldigte dann einen Großteil der Einnahmen der Prostituierten über die örtlichen Bordellbetreiber erhalten haben. «Das ist wie so eine Art Schneeballsystem», sagte der Behördensprecher. Den Prostituierten seien bei einer Tätigkeit in Deutschland Gewinnversprechen gemacht worden, profitiert hätten dann aber vor allem die Drahtzieher. «Den Zweck hat man nicht verheimlicht, sie sind aber über die Konditionen getäuscht worden.»

su mit dpa

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