Serbischer Nationalist sorgt für diplomatischen Eklat mit Kroatien

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Von Sabine Sans mit dpa
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Eine Delegation des kroatischen Parlaments brach nach Provokationen von Vojislav Šešelj einen Besuch in Serbien ab.

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Der Chef der Serbischen Radikalen Partei (SRS) Vojislav Šešelj hat einen diplomatischen Skandal provoziert. Eine Delegation des kroatischen Parlaments brach einen Besuch in Serbien ab, nachdem Šešelj laut Berichten vor der Parlamentskammer versucht hatte, eine kroatische Flagge zu zerreißen und die Gäste als Faschisten beschimpfte:

"Wir haben den Vorfall nicht gesehen. Nach Informationen und Aussagen von Šešelj Partei, hat Šešelj auf einer kroatischen Flagge rumgetrampelt. Das ist schrecklich und inakzeptabel. Deshalb haben wir beschlossen, diesen Besuch abzubrechen und nach Zagreb zurückzukehren", sagte der kroatische Parlamentssprecher Gordan Jandroković.

Serbiens Ministerpräsidentin Ana Brnabić und Parlamentssprecherin Maja Gojković verurteilten den Vorfall.

Der zweitägige Besuch, der diesen Donnerstag enden sollte, war Teil eines im Februar begonnen Annäherungsprozesses zwischen Serbien und Kroatien. Die beiden Nachbarländer haben seit den Bürgerkriegen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina (1991-1995) eine konfliktbeladene Beziehung.

Schlimmster Kriegstreiber auf dem Balkan

Šešelj galt in den 1990er-Jahren als einer der schlimmsten Kriegstreiber auf dem Balkan. Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Hag hatte ihn vergangene Woche zu zehn Jahren Gefängnis wegen Anstiftung zu Kriegsverbrechen während des Balkankonflikts verurteilt und einen früheren Freispruch teilweise wieder aufgehoben. Die Berufungsrichter sahen es als erwiesen an, dass der Nationalist mit hasserfüllter Propaganda gegen Kroaten und Muslime in den Balkankriegen Gewalttaten und Deportationen geschürt hatte. Da der Nationalistenführer bereits zwölf Jahre in Untersuchungshaft verbrachte, muss er allerdings nicht mehr ins Gefängnis.

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