Startklar: 2 Piloten retten mit eigenem Flugzeug Flüchtlinge aus dem Mittelmeer

Startklar: 2 Piloten retten mit eigenem Flugzeug Flüchtlinge aus dem Mittelmeer
Copyright Isabelle Serro/Pilotes Volontaires
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Von Raphaële Tavernier & Vincent Coste
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130.000 € haben José Benavente und Benoît Micolon investiert, um ein Leichflugzeug zu kaufen, mit dem sie Flüchtlingsboote im Mittelmeer schneller finden wollen.

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"Es ist ein echter Notfall". Zwei französischen Piloten wollen mit anpacken: Hunderte Männern, Frauen und Kinder wagen die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer, um in Europa Sicherheit zu finden.

Die Boote der Schlepper sind meist überfüllt, häufig geraten die Menschen in Seenot.

 José Benavente, 49, und Benoît Micolon, 35 haben nun ihre gesamten Ersparnisse von rund 130.000 Euro in ein Leichtflugzeug, ein Dyn'Aero MCR 4S, investiert.

Die beiden Freunde, Gründer der gemeinnützigen Organisation "Pilotes Volontaires", wollen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) bei ihren Rettungseinsätze auf See durch Luftbeobachtung unterstützen.

Isabelle Serro/Pilotes Volontaires
Die zwei Piloten mit ihrem eigens erworbenen FlugzeugIsabelle Serro/Pilotes Volontaires

Von ihrer Heimat Annemasse in den französischen Alpen sind die beiden Piloten mit ihrem "Colibri" getauften Flieger nach Malta geflogen. Bald wollen sie ihre Mission starten.

In diesem Teil des Mittelmeers sterben jedes Jahr mehr als 3.000 Menschen. Wir mussten etwas tun", sagte Benavente, der mehrere Jahre für NGOs wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) arbeitete gegenüber Euronews.

Die Menschenrechtsorganisationen, die in dieser Zone tätig sind, haben häufig Schwierigkeiten bei der Beobachtung und Erkundung. Die Boote der Flüchtlinge sind klein und treiben nur knapp über dem Meeresspiegel. Sie sind absolut nicht für diese Art der Überfahrt ausgelegt. Sie sinken schnell, manchmal, ohne dass es jemand merkt."

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José und Benoît sind beide ausgebildete PilotenIsabelle Serro/Pilotes Volontaires

Das Suchgebiet vor der libyschen Küste nördlich von Tripolis ist ein 150 km langes und 50 km breites Rechteck.

Am Freitag wollen die beiden Piloten dort ihre ersten Suchflug durchführen. Der Wetterbericht sagt stürmische See vorher, was für die Flüchtlingsboote zum Problem werden dürfte.

Ihre Operation ist an einen bereits bestehenden Rettungsplan gebunden, der vom MRCC (Maritime Rescue Coordination Center) mit Sitz in Rom koordiniert wird. 

"Wenn wir über dieser Zone auf Patrouille gehen, wenn wir Jollen finden, die in Schwierigkeiten geraten sind, werden wir ein Satellitensystem benutzen, das wir an Bord des Flugzeugs haben, um die geografischen Koordinaten dieser Schiffe an das MRCC zu übermitteln. Es wird dann die Entscheidung treffen, sich mit Booten in Verbindung zu setzen, die in der Lage sind, diesen Schlauchbooten in Not zu Hilfe zu kommen," sagte Benavente.

"Wir wissen, dass die Jahreszeit ab April besonders tödlich ist. Wir wollten also keine Zeit verlieren. Es ist ein echter Notfall."

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An Bord des "Colibri"Isabelle Serro/Pilotes Volontaires

Die beiden ehrenamtlichen Helfer haben sich von ihren Arbeitsstellen befreien lassen, um diese Mission durchzuführen. Auch ihre Mittel werden nur für einen gewissen Zeitraum ausreichen. Sie hoffen daher auf Spenden, um ihre Hilfe auszuweiten. 

Bereits rund 8 andere Piloten haben sich bereit erklärt, sich der Organisation anzuschließen.

"Es ist sehr wahrscheinlich, dass mehr als ein Flugzeug benötigt wird", so Benavente, "aber wir werden erstmal mit diesem beginnen."

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