Nach Skandal: Literaturnobelpreis wird in diesem Jahr nicht vergeben

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Copyright TT News Agency/Jonas Ekstromer via REUTERS
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Von Euronews mit dpa, reuters, afp
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Der Belästigungs- und Korruptionsskandal in der Schwedischen Akademie hat Vertrauen zerstört. Nun hat das Gremium eine wichtige Entscheidung getroffen.

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Der Literaturnobelpreis wird in diesem Jahr nicht vergeben. Der Preis 2018 soll erst mit der Auszeichnung 2019 im kommenden Jahr vergeben werden, so das Jury-Gremium in Stockholm in einer Erklärung. Der Schritt der Akademie wird auch von der Nobelstiftung unterstützt, wie diese mitteilte.

Grund für diese Entscheidung sei der aktuelle Skandal um Belästigungs- und Korruptionsvorwürfe, der die Schwedische Akademie in eine ihrer tiefsten Krisen gestürzt hat.

"Die Arbeit an der Auswahl eines Preisträgers schreitet weiter voran und wird, wie gewohnt, in den kommenden Monaten auch fortgesetzt. Die Akademie braucht aber Zeit, (...) um eine größere Anzahl aktiver Mitglieder und wieder Vertrauen in ihre Arbeit zu gewinnen, bevor ein weiterer Preisträger der Literatur genannt wird", so steht es in der Mitteilung der berühmten und traditionsbewussten Institution am Freitag.

"Wir halten es für nötig, Zeit zu investieren, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Akademie wieder herzustellen, bevor der nächste Preisträger verkündet werden kann", erklärte der Interims-Vorsitzende Anders Olsson. Zudem fehle es derzeit an Jurymitgliedern, um die Entscheidung über den nächsten Preisträger richtig treffen zu können, findet die Akademie.

In der Regel soll der Preis jedes Jahr vergeben werden. Ausnahmen könnten gemacht werden, "wenn eine der preisverleihenden Institutionen in einer so gravierenden Lage ist, dass eine Preisentscheidung nicht als glaubwürdig vorgenommen würde", erklärte die Stiftung. Diese verwaltet die Preisgelder für alle fünf Nobelpreise.

Skandal stürzt Akademie in tiefe Krise

18 Frauen hatten dem Mann von Akademiemitglied und Dichterin Katarina Frostenson im Umfeld der #MeToo-Debatte sexuelle Belästigung oder Missbrauch vorgeworfen. Eine Untersuchung bestätigte "unakzeptables Verhalten in Form von unerwünschter Intimität".

Jean-Claude Arnault, ein Franzose, soll auch Kronprinzessin Victoria vor einigen Jahren an den Po gefasst haben, berichteten schwedische Medien. Das Paar soll zudem Fördergelder der Akademie für den eigenen Kulturverband verwendet haben.

Weil sie nicht einverstanden waren, wie die Akademie mit den Vorwürfen umging, traten mehrere Jurymitglieder zurück. Andere mussten ihren Posten aufgeben, darunter auch die Ständige Sekretärin Sara Danius.

Auch Schwedens König Carl XVI. Gustaf hatte sich zuletzt eingeschaltet: Er forderte die Mitglieder auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und die Interessen des Gremiums in den Vordergrund zu stellen.

"Ich habe die Entwicklung in der Schwedischen Akademie in letzter Zeit mit großer Unruhe verfolgt", so der Monarch vor ein paar Tagen. Die Akademie müsse nun in Ruhe daran arbeiten können, das Vertrauen zurückzugewinnen.

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