"Diktator"-Titelseite: Erdogan-Anhänger protestieren vor Kiosk in Frankreich

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Von Alexandra LeistnerEmma Beswick
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Nahe Avignon haben Unterstützer des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan durchgesetzt, dass ein Kiosk die Titelseite des Magazins "Le Point" abhängte.

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Eine Gruppe von Unterstützern des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat den Mitarbeiter einer Plakatfirma in Frankreich gezwungen, ein Werbeplakat mit dem türkischen Präsidenten aus einem Zeitungskiosk zu entfernen.

Das umstrittene Le Point-Cover zeigte ein Bild von Erdogan mit dem Text: "Der Diktator. Wie weit wird Erdogan gehen?"

Videos des Vorfalls in Vaucluse bei Avignon wurden seit Freitagabend in den sozialen Medien veröffentlicht und heftig diskutiert.

Die türkischsprachige Gruppe wurde gefilmt, als sie einen Mitarbeiter von Médiakiosk (eine Tochtergesellschaft von JCDecaux) aufforderte, das Plakat aus einer Vitrine zu entfernen.

Man hört sie sagen: "Sei ein Mann! So kann ein Plakat abgenommen werden."

Der Kioskbesitzer erzählte Le Point, Passanten hätten ihn am Morgen vor dem Vorfall gefragt, ob er sich nicht schämte, das Plakat auszustellen.

"Dann kamen andere, meist türkische Personen," sagte er. Er habe ihnen erklärt, dass er nicht auswähle, welche Titelseiten ausgestellt wurden, noch habe er Schlüssel zum Schrank.

"Es gab immer mehr Menschen, Polizei und Jugendliche, die drohten, den Stand in Brand zu setzen. Ich habe Médiakiosk angerufen, um das Plakat entfernen zu lassen", sagte die Frau des Kioskbesitzers Julie gegenüber Le Point.

Das Magazin bat seinerseits darum, das Werbeplakat wieder in die Vitrine zu hängen. Zwei Stunden später war das dann auch der Fall, der Stand wurde anschließend von der Polizei überwacht.

Frankreichs Präsident nannte es "absolut inakzeptabel", dass Poster von Zeitungskiosken entfernt würden. "Die Pressefreiheit hat keinen Preis. Ohne sie herrscht Dikatatur", so Macron.

Ein Video des Vorfall

"Die Zensur Erdogans macht sich in Frankreich bemerkt"

"Wenn wir vor Einschüchterung, vor Drohungen, vor einem Plakat zurückschrecken, werden wir bald für vielen Dingen zurückschrecken, darunter auch Rechte und Freiheiten," sagte Xavier Magnin der für den Bürgermeister von Pontet arbeitet.

Der Bürgermeister selbst, Joris Hébrard, bezeichnete den Vorfall als "inakzeptabel" und bat die Staatsanwaltschaft, eine Untersuchung einzuleiten. "Wir machen keine Kompromisse mit der Meinungsfreiheit in Frankreich und noch weniger Pontet".

Le Point zufolge ist der Artikel, für den das Cover wirbt, eine "Untersuchung über den türkischen Präsidenten, seinen Größenwahn, seine Netzwerke in Frankreich, seine Offensive gegen Algerien, seine Verbrechen...." ist.

Ein weiterer Fall der Zerstörung von Le Point Werbeplakaten wurde in Valence gemeldet.

"Diese Ausgabe, die dem türkischen Präsidenten mitten im Wahlkampf gewidmet ist, war in den letzten Tagen Gegenstand einer intensiven Verleumdungskampagne in den offiziellen türkischen Medien und von französisch-türkischen politischen Organisationen", so das politische Wochenmagazin.

Der türkische Präsidentensprecher Ibrahim Kalin reagierte auf das Cover auf Twitter.

"Wir kennen die Angriffe. Wir wissen, was ihr Zweck ist. Die Menschen und die Unterdrückten sehen, was passiert", schrieb er.

"Die Zeiten, in denen die Türkei Befehle aus dem Westen erhielt, sind vorbei. Ihr könnt diese Tage nicht zurückbringen, indem ihr "Diktator" sagt."

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