Aquarius-Retter: "Europa hat moralische Orientierung verloren"

Eine Helferin in Valencia im Gespräch mit Journalisten.
Eine Helferin in Valencia im Gespräch mit Journalisten.
Von Christina Giner mit dpa, AFP
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Nach der Ankunft des Rettungsschiffs "Aquarius" hat die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" Politik und Behörden kritisiert. Man habe die Bootsflüchtlinge im Stich gelassen. Für die Geretteten ist die Reise noch nicht vorbei.

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Nach 1500 Kilometer auf dem zum Teil stürmischen Mittelmeer ist der Konvoi um das Rettungsschiff Aquarius in Spanien eingetroffen. Zuerst legte das italienische Küstenschutz-Schiff „Dattilo“ an. Nicht nur hinter den insgesamt 1152 Flüchtlingen, sondern auch hinter den Rettern liegt eine aufreibende Zeit bis zur Ankunft.

Es sei ein sehr intensiver Augenblick gewesen, berichtet Aloys Vimard, der für Ärzte ohne Grenzen" auf dem Schiff war. "Wir haben acht sehr friedliche Tage mit diesen tollen Menschen verbracht. Ich bin glücklich, dass ich sie treffen und mit ihnen Zeit verbringen konnte. Es war ziemlich bewegend zu sehen, wie diese Menschen das Schiff verlassen haben. Wir wünschen ihnen das Beste. Sie haben es verdient."

Die Helfer standen nicht im Rampenlicht. Dennoch sind sie keine Unbeteiligten. Mehrere Nichtregierungsorganisationen warfen den europäischen Behörden vor, die Bootsflüchtlinge im Stich zu lassen. "Ärzte ohne Grenzen" erklärte, die italienische und andere europäische Regierungen hätten "in ihrer humanitären Verantwortung schmählich versagt".

Die verfahrene Situation zeige, wie Europa – einer der reichsten Kontinente der Erde – im Mittelmeer seine moralische Orientierung verloren habe, sagt Karline Kleijer, Notfallkoordinatorin bei "Ärzte ohne Grenzen". "Die Geretteten sind Überlebende schrecklicher Situationen. Ihre Bedürfnisse sollten an erster Stelle stehen. Das ist wichtiger als Politik. Sie hätten in den nächsten Hafen gebracht werden müssen."

Nach Angaben der spanischen Regierung soll ein Teil der Flüchtlinge nach Frankreich weiterreisen, sofern sie das wollen und die Voraussetzungen für Asyl erfüllen.

euronews-Reporterin Christina Giner bilanziert:

"Die Migranten auf der Aquarius sind endlich an Land angekommen. Aber ihre Reise ist nicht vorbei. Jetzt wird ihnen die spanische Regierung eine Aufenthaltsgenehmigung für eineinhalb Monate ausstellen – aus humanitären Gründen. Wenn Sie sich entscheiden, in Spanien zu bleiben oder nach Frankreich zu gehen, müssen sie bürokratische Herausforderungen bewältigen, um Asyl gewährt zu bekommen oder eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen."

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