"Huren" und "Schakale": Politiker schimpfen gegen Journalisten

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Von Euronews
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Auch Italiens stellvertretender Ministerpräsident Di Maio hatte Journalisten öffentlich beleidigt und mit Maßnhamen gegen "unreine Medieninhaber" gedroht.

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Italienische Journalisten nahmen am Dienstag an Flashmobs im ganzen Land teil, um die "Beleidigungen und Drohungen" führender Politiker gegen sie anzuprangern.

Die Proteste wurden von den beiden wichtigsten Presseverbänden des Landes, FNSI und Usigrai, ausgerufen, nachdem Luigi Di Maio, der stellvertretende Premierminister des Landes und andere Führer der Fünf-Sterne-Bewegung (MS5), am Wochenende Journalisten als "die niedrigsten Schakale" und "Prostituierte" bezeichnet hatten.

"Unreine Medieninhaber", "Huren", "Die wahre Plage dieses Landes"

Di Maio hatte diese Worte verwendet, nachdem Roms MS5-Bürgermeisterin Virginia Raggi in einem Korruptionsfall freigesprochen wurde.

La vera piaga di questo Paese è la stragrande maggioranza dei media corrotti intellettualmente e moralmente. Gli stessi...

Publiée par Luigi Di Maio sur Samedi 10 novembre 2018

"Die wahre Plage dieses Landes ist die große Mehrheit der intellektuell und moralisch korrupten Medien", schrieb er auf Facebook und beschuldigte Journalisten, versucht zu haben, Raggi zu Fall zu bringen.

Er schwor auch, eine neue Regelung einzuführen, um die Medienfinanzierung zu kürzen und so genannte "unreine Medieninhaber" zu bestrafen.

Der MS5-Parlamentarier Alessandro Di Battista hatte, ebenfalls auf Facebook, Journalisten als "Huren" bezeichnet.

Wütende Journalisten

Die Kommentare lösten bei vielen Journalisten Wut aus und veranlasste die beiden wichtigsten Gewerkschaften dazu, Flash-Mobs in mehreren Städten wie Rom, Mailand, Genua, Bologna, Turin und Venedig unter dem Motto "Hände weg von der Information" zu organisieren.

Ziel der Kampagne ist es, "die Pressefreiheit zu verteidigen und der beleidigenden Sprache und den Drohungen vonseiten der Politik entgegenzuwirken, die sich gegen diejenigen richten, die täglich ihrer Informationspflicht gegenüber den Bürgern nachkommen", so FNSI in einer Erklärung.

Reporter ohne Grenzen: Um Pressefreiheit Italiens schlecht bestellt

Italien zählt laut Reporter ohne Grenzen zu den Ländern in Europa mit der eingeschränktesten Pressefreiheit,

Die gemeinnützige Organisation sagt, dass die Gewalt gegen italienische Journalisten zunimmt - zum Teil aufgrund der organisierten Kriminalität, wie zum Beispiel der Mafia. Sie warnt aber auch davor, dass "Journalisten sich aufgrund des Drucks der Politiker zunehmend dafür entscheiden, sich selbst zu zensieren".

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