Frontex schnappt Schlepper in Kroatien

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Von Hans von der Brelie
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Die Europäische Grenzschutzagentur Frontex und die kroatische Polizei haben die Überwachung der EU-Außengrenze mit Bosnien-Herzegowina verschärft. Im Zuge der von Frontex koordinierten Luftüberwachung der tausend Kilometer langen "grünen Grenze" wurden mehrere Schleuser gestellt und festgenommen.

Die Europäische Grenzschutzagentur Frontex und die kroatische Polizei haben die Überwachung der EU-Außengrenze mit Bosnien-Herzegowina verschärft. Im Zuge der von Frontex koordinierten Luftüberwachung der tausend Kilometer langen "grünen Grenze" wurden mehrere Schleuser gestellt und festgenommen.

Die Frontex-Zentrale in Warschau hat Euronews Bildmaterial dieses Fahndungserfolges zur Verfügung gestellt. Auf den hochauflösenden Luftüberwachungsbildern des in Kroatien stationierten und über der EU-Außengrenze patroullierenden Frontex-Flugzeuges ist ein am Waldrand parkender Kleinbus zu erkennen, neben dem ein Mann nervös auf und ab geht. Der Frontex-Flieger beobachtet mit seinen Spezialkameras die Situation. Wenige Minuten später kommt eine Gruppe von etwa zwanzig Menschen aus dem Wald gerannt und klettert in den Minibus - es handelt sich um Migranten, die zuvor illegal von Bosnien-Herzegowina aus die EU-Außengrenze überquert haben.

Frontex-Flieger verfolgt Menschenhändler und teilt Bilder in Echtzeit

Die über dem kroatischen Wald aufgezeichneten Bilder werden in Echtzeit an die Frontex-Zentrale in Warschau übertragen und von dort aus mit dem Lagezentrum der kroatischen Polizeibehörden geteilt. Während der Minibus mit überhöhter Geschwindigkeit aus dem Waldgebiet fährt und auf eine mehrspurige Fernstraße einbiegt, behält das Frontex-Flugzeug das Fahrzeug auf dem Bildschirm.

Die Positionsdaten wie auch die Bilder werden in Direktübertragung weitergegeben, die mittlerweile von der kroatischen Polizei alarmierten Streifenwagen können so innerhalb weniger Minuten die Verfolgung der Schlepperbande aufnehmen. Nach einem Zwischenstopp des verdächtigen Kleinbusses an einer Autobahntankstelle beschließt die Einsatzzentrale in Zagreb den Befehl zum Zugriff zu geben, der Minibus wird angehalten, die beiden Menschenhändler in der Fahrerkabine festgenommen. Gegen sie hat die kroatische Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren eingeleitet.

Systematische Luftüberwachung seit dem Sommer

Die Bodenpräsenz von in Kroatien operierenden Frontex-Offizieren beschränkt sich derzeit auf acht Beamte, die vor allem an den offiziellen Grenzübergängen Kroatiens mit Bosnien-Herzegowinas helfen (im Vergleich hierzu: Kroatien hat insgesamt 6300 Polizeibeamte an seiner EU-Außengrenze im Einsatz). Hinzu kommt massive Hilfe bei der technischen Ausrüstung. Mit finanzieller Hilfe der Europäischen Union wurden in den vergangenen Monaten kroatische Grenzschützer an der EU-Außengrenze mit modernster Überwachungstechnik, wie beispielsweise extrem leistungsstarken Nachtsichtgeräten und nachtflugtauglichen Flugdrohnen ausgestattet.

Seit Juli hat die europäische Grenzschutzagentur auch ein kleines Flugzeug in Kroatien stationiert, das zur permanenten Flugüberwachung der EU-Grenze eingesetzt wird. Zuvor hatte die Regierung in Zagreb um Unterstützung gebeten, da sich der Migrationsdruck an diesem - teilweise sehr unübersichtlichen und bewaldeten - Grenzabschnitt seit Beginn 2018 verstärkt hat.

Patrouillenflüge auch über EU-Außengrenzen am Mittelmeer und Atlantik

Derzeit koordiniert die Frontex-Zentrale in Warschau Frontex-Patrouillenflüge über EU-Außengrenzen des Westbalkans, am Mittelmeer und südlich von Portugal über küstennahen Abschnitten des Atlantiks. Wie im Falle Kroatiens wird auch das dort aufgenommene Bildmaterial im Direktstreaming-Verfahren an das Warschauer Frontex-Zentrum weitergeleitet, die jeweiligen nationalen Grenzschutzbehörden werden ebenfalls in Echtzeit mitinformiert.

"Die Flugzeuge sind mit den modernsten Sensoren ausgerüstet, die es derzeit gibt", erklärt Frontex-Mann Enio da Silva in der Kontrollzentrale in Warschau. "An Bord befinden sich Infrarotsensoren, Tageslichtkameras, Nachtsichtkameras..." - Die im Lagezentrum eintreffenden Bilder werden augenblicklich von einem mehrköpfigen Team gesichtet und analysiert. "Eine Gruppe von Mitarbeitern kümmert sich um Rettungsoperationen, eine andere um kriminelle Aktivitäten und Strafverfolgung und eine dritte Gruppe konzentriert sich auf Migrationsbewegungen an den Landgrenzen", erläutert Frontex-Offizier da Silva.

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