Exklusiv: Postapokalyptische Fotoreportage aus Tschernobyl
Copyright Maxime CaronMaxime Caron

Exklusiv: Postapokalyptische Fotoreportage aus Tschernobyl

Von Anton Khmelnov
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Ein junger französischer Fotograf reiste 2017 nach Tschernobyl, um die dortige Postapokalypse in einer Fotoreportage zu erzählen. Zum Tschernobyl-Schwerpunkt von Euronews.

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Der junge Fotograf Maxime Caron ist ständig in Bewegung. Er ist dauernd auf Reisen und hat eine Leidenschaft dafür, viel Neues zu entdecken. Schon als er klein war, stahl er immer wieder die Kamera seines Vaters, um seine Freunde fotografieren. Doch zunächst begann er, Maschinenbau zu studieren, wechselte aber bald zum Filmstudium.

So richtig üben konnte er dann während seiner Reisen. Mit seinen neuen Projekten möchte er die soziale oder historische Dimension in seinen Aufnahmen mehr betonen. Passend zum Tschernobyl-Schwerpunkt von Euronews reiste er im Jahr 2017 in die Postapokalypse der ukrainischen Stadt Prypjat. Hier lebten zahlreiche Arbeiter des zerstörten Kernkraftwerks Tschernobyl mit ihren Familien. 1986 explodierte dort ein Reaktor und verursachte die schlimmste Atomkatastrophe des 20. Jahrhunderts.

Maxime Caron

Wie sind Sie als Fotograf gestartet?

Caron: Ganz einfach. Ich bin seit meiner Kindheit in die Fotografie vertieft. Mein Vater, der immer ein großer Fan vom Fotografieren war, hat mich darin eingeführt, genau wie sein Vater mit ihm. Jetzt versuche ich seit einigen Jahren, eine eigene Narrative zu entwickeln, die es mir ermöglicht, mit meinen Bildern eine Geschichte, die so nah wie möglich an den Szenen ist, die mir begegnen.

Maxime CaronMaxime Caron

Was sollte man als guter Dokumentarfotograf einpacken?

Für eine Reise packe ich natürlich eine Kamera ein und sehr oft einen Laptop. Ich bringe immer meine Canon 5D Mark 4 mit, mit einem 18-35 und einem 24-105 Zoom. Ich habe gerade eine kleine X100F von Fujifilm gekauft, um bessere Straßenaufnahmen zu machen. Sie ist leichter und intuitiver, erlaubt es mir, dezenter zu sein als mit einer massiven Canon!

Maxime Caron

Was würden Sie Ihrem früheren Ich sagen, als Sie mit dem Projekt begonnen haben?

Ich denke, dass es eine große Hilfe gewesen wäre, vorher eine Geschichte zu strukturieren. Das Thema ist manchmal schwer zu fassen und wiederzugeben. Ein gutes Foto zu machen ist einfach, aber zu wissen, wie man in Serie denkt - wie in einem Film - erfordert einen viel strikteren Ansatz.

Maxime Caron

Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Seit einigen Jahren tendiere ich natürlich zum Fotojournalismus, aber ich fühle mich sehr angezogen von der Landschaftsfotografie und mag auch den "eingefrorenen Moment" einer bestimmten Landschaft oder einer Straßenszene.

Maxime Caron

Was ist Ihr Lieblingsort in Europa und warum?

Gute Frage, es gibt viele schöne Orte in Europa. Wir haben das Glück, in einer Zeit zu leben, in der wir trotz der nationalistischen Bewegungen ohne Einschränkungen reisen können. Ich denke, wenn ich einen Ort nennen müsste, würde ich Irland oder Schottland sagen: Beide faszinieren mich wegen der lokalen Mythen und der Tiefe ihrer Geschichte. Ich liebe besonders die grünen Wiesen und großen Seen, die diese Landschaften durchziehen und ideal zum Träumen sind.

Maxime Caron

Was ist Ihr einprägsamstes Bild?

Es ist ein sehr einfaches Bild, aber ich habe es nicht aufgenommen. Diese Erinnerung ist immer bei mir, ich würde fast sagen, ich bin besessen davon! Es war in Amsterdam, in einem Park, an einem hellen Nachmittag. Ein Eisverkäufer, der ganz in Weiß gekleidet war, kam mit seinem Wagen vorbei. Ich nahm meine Kamera heraus, stellte den Fokusbereich ein und begann auf einen entscheidenden Moment zu warten. Das grüne Gras war perfekt beschnitten, die Kinder spielten herum, die weißen Birken warfen an diesem späten Nachmittag ihre langen Schatten.... Als plötzlich ein Windstoß kam und einen weißen Sonnenschirm vom Eisverkäufer wegblies. Ich habe in diesem Moment "abgedrückt". Später zu Hause entdeckte ich dann, dass der Film beschädigt war. Ich hatte nie Gelegenheit, das Foto zu bewundern.

Gibt es Dinge, die Sie nie fotografieren würden?

Im Moment glaube ich das nicht. Mit meinem Anspruch als Fotojournalist denke ich, dass alles, was ich sehe, erzählt werden muss. Ich nehme gerne eine gewisse Distanz ein, die meinen persönlichen Grenzen in Bezug auf mein Thema entspricht. Ich denke, es ist möglich, Dinge mit jedem Bild zu erzählen. Man muss nur auf die richtige Distanz gehen, damit die Botschaft nicht in einer möglichen Sentimentalität ertränkt wird. Es sei denn, genau darum soll es gehen!

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