Tschernobyl ist Synonym für eine Katastrophe, die auch heute noch viele Menschen in ihren Bann zieht. 33 Jahre nach den Explosionen befördert eine US-Miniserie offenbar die Neugier.
Tschernobyl ist Synonym für eine Katastrophe, die auch heute noch viele Menschen in ihren Bann zieht. 33 Jahre nach den Explosionen in Reaktor 4 des Kernkraftwerks boomt der Tourismus mehr denn je. Die US-Miniserie "Chernobyl" über die Tage nach dem Super-GAU hat die Neugier offenbar befördert: Reiseveranstalter, die Touren zu dem stillgelegten AKW und den Geisterstädten in der Umgebung anbieten, berichten, dass die Buchungen im Vergleich zum vergangenen Jahr um mehr als ein Drittel angestiegen sind.
"Tschernobyl ist einerseits ein Ort der Ernüchterung", so die Touristenführerin Viktoria Brozhk, "aber andererseits ist es nur ein Ort, ein schöner Ort. Man spürt die Ruhe, die Atmosphäre."
Die Ortschaften um das AKW wurden erst am zweiten Tag nach dem Unglück evakuiert. Mehrere Hunderttausend Menschen mussten ihre Häuser innerhalb von Stunden verlassen und konnten nie zurückkehren. Offiziell gab es ein paar Dutzend Tote, wie viele Menschen an Spätfolgen durch Krebs starben, ist umstritten.
Heute gilt das Risiko als gering, dennoch messen die Touristenführer die Radioaktivität regelmäßig. "Man denkt natürlich immer an die Strahlung", so Thieme Bosman, Tourist aus den Niederlanden, "aber ich wollte das alles unbedingt sehen, so dass ich bereit war, das Risiko einzugehen."
Die Serie "Chernobyl" spielt unter anderem auch in der heute verlassenen Arbeiterstadt Prypjat, deren Rummelplatz wegen der Katastrophe nie eröffnet wurde, die aber heute ein Touristenmagnet ist. Die Tourenanbieter rechnen weiterhin mit steigenen Besucherzahlen.