Polanski wittert "Intrige"

Polanski wittert "Intrige"
Copyright 
Von euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Seit Jahren entzieht er sich der Auslieferung in die USA, wo er zu insgesamt 40 Jahren Haft verurteilt wurde. Ihm werden mehrere sexuelle Übergriffe zur Last gelegt. Nun hat Roman Polanski seinen neuen Film "Intrige" vorgestellt. Der 1933 geboreren Filmemacher sieht dabei Parallelen zu sich selbst.

WERBUNG

Er gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Filmemacher. Mit "Rosemary's Baby", "Tanz der Vampire" oder auch "Der Pianist" hat er Kinogeschichte geschrieben: Roman Polanski.

Gleichzeitig ist er einer der umstrittendsten Männer im Filmgeschäft. Mehrere Anklagen nach sexuellen Übergriffen haben ihm in den USA Verurteilungen von insgesamt mehr als 40 Jahren Haft eingebracht. Wird er geehrt, wie vor zwei Jahren in Paris, sind seine Kritiker nicht fern. Damals unterbrach die Gruppe Femen die Veranstaltung.

Neuer Film, neue Vorwürfe

"Intrige" ist der neuste Film des Regisseurs. Es geht um den 1894 in Paris wegen Hochverrats verurteilten jüdischen Offizier Alfred Dreyfus. Die Veröffentlichung des Films bewegte die französische Fotografin Valentine Monnier, auch ihre Vorwürfe gegen Polanski vorzubringen. Sie sei 1975 von ihm vergewaltigt worden, so sagt sie. 

Die Jury der Mostra di Venezia hat den Film im September ausgezeichnet. Polanski war nicht dabei, aus Angst auf italienischen Boden an die USA ausgeliefert zu werden. Jurypräsidentin Lucrecia Martel: "Ich trenne nicht zwischen dem Mann und seiner Arbeit. Interessant an seiner Arbeit scheint mir, was von ihm selbst durchscheint. Nach allem was wir in der Vergangenheit über ihn gehört haben, bereitet mir seine Anwesenheit, wie vielen anderen, Unbehagen."

Polanski sieht sich als Opfer

Der 1933 geborene Roman Polanski bezeichnet die zahlreichen Vorwürfe als Schikane, sieht Parallelen zwischen seiner Geschichte und der des Alfred Dreyfus. Seine Frau Emannuelle Seigner formulierte es im September so: "Es ist schwierig, an seiner Stelle zu sprechen. Ich kann nur sagen, dass ihm das Gefühl, verfolgt zu werden, nicht fremd ist. Das ist anhand seines Lebens leicht nachzuvollziehen, das ich ja schon lange mit ihm teile."

Seigner könnte damit auch seine Kindheit gemeint haben. Damals entkam Polanski aus dem Waschauer Ghetto. Teile seiner Familie wurden in Konzentrationslagern ermordert. Ende der 60er Jahre verlor er seine hochschwangere Frau Sharon Tate bei einem Massaker in Los Angeles.

"Intrige" (Originaltitel: "J'accuse") kommt im Februar 2020 in die deutschen Kinos.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Polanski erwägt Klage gegen Oscar-Akademie

"Keine Ehrung für Vergewaltiger": Nackter Protest gegen Polanski-Werkschau

"Anatomie eines Falls" räumt beim Europäischen Filmpreis ab