Katz-und-Maus-Spiel an der bosnisch-kroatischen Grenze

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Von Anelise Borges
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Sie wollen in die EU - und zwar irgendwie. Viele Menschen versuchen es deshalb über die grüne Grenze.

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Die Männer stammen aus Pakistan. Sie befinden sich in Bosnien und Herzegowina, jetzt wollen sie sich nach Kroatien und damit in die Europäische Union durchschlagen. Einreisegenehmigungen haben sie nicht, also wollen sie über die grüne Grenze ins Land. Dass das mit Gefahren verbunden ist, nehmen sie in Kauf: Das unwägbare Gelände, Temperaturen, die nachts teilweise unter den Gefrierpunkt fallen.

Dennoch ist die Grenze zwischen Bosnien und Kroatien für viele Menschen, die versuchen, illegal in die EU einzureisen, derzeit der machbarste Weg. Die Europäische Kommission will das verhindern, doch Schlupflöcher gibt es nach wie vor.

36 Millionen Euro für Flüchtlinge und Grenzschutz

Ana Pisonero, Sprecherin des EU-Kommissars für Nachbarschaft und Erweiterung, erläutert: „Die Europäische Union hat bislang 36 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um die Flüchtlinge und Migranten mit dem Nötigsten zu versorgen und um den Behörden in Bosnien und Herzegowina zu helfen, den Grenzschutz zu verstärken."

Rund 930 Kilometer ist die Grenze zwischen Bosnien und Kroatien lang. Manche Menschen haben bereits mehrfach versucht, diese unbemerkt zu überwinden und wurden geschnappt. Dann ging es wieder von vorne los. „Wir sind nur ein paar Meter von der kroatischen Grenze entfernt, die Europäische Union beginnt genau dort. Hierhin soll die kroatische Polizei angeblich unrechtmäßig Menschen zurückgebracht haben und damit europäische Gesetze verletzt haben“, so euronews-Reporterin Anelise Borges.

Radoncic will ein Balkan-Bollwerk

Den kroatischen Grenzern ist von Menschenrechtlern mehrfach vorgeworfen worden, sich unter anderem gewalttätige Übergriffe gegenüber illegalen Einwanderern geleistet zu haben. Aufnahmen, die verletzte Menschen zeigen, sollen das beweisen. Eine kroatische EU-Abgeordnete. ist anderer Meinung. „Ich habe keine Beweise gesehen. Mit vielen dieser Aktionen soll gezeigt werden, dass Menschen misshandelt wurden, aber ich bin misstrauisch. Ich habe in einer Anwaltskanzlei gearbeitet, die sich mit Einwanderungsfragen beschäftigt, ich weiß also, wie die Dinge so sind“, sagt sie.

Fahrudin Radoncic, Sicherheitsminister Bosnien und Herzegowinas, spricht sich dafür aus, nicht nur sein Land zu einem Bollwerk zu machen, um die illegale Einwanderung einzudämmen. „Die EU muss verstehen, dass sie Bosnien, Serbien, Montenegro und die gesamte Gegend in eine unüberwindbare Grenze verwandeln muss, um ihre eigene Sicherheit zu wahren", sagt Radoncic.

Gemäß Zahlen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen wurden in Bosnien und Herzegowina im vergangenen Jahr rund 30.000 Flüchtlinge erfasst. Viele von ihnen sind in Lagern untergebracht, in denen Lebensbedingungen herrschen, die von Hilfsorganisationen als unwürdig eingestuft werden. Doch bleiben wollen ohnehin die wenigsten. Sie wollen in die Europäische Union und dort Asyl beantragen. Dafür nehmen sie auch in Kauf, immer wieder neue Anläufe zu nehmen, um die kroatische Grenze hinter sich zu lassen.

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