Die Natur in die Städte bringen

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Die Natur in die Städte bringen
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Von Claudio Rosmino
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Das EU-Projekt URBAN GreenUp testet rund 40 Maßnahmen, um städtischen Raum grüner zu gestalten.

Bis 2050 werden 85 Prozent der Europäer in Städten leben. Wie kann Lebensqualität und Respekt vor der Umwelt vor diesem Hintergrund in Einklang bringen? Die Natur liefert Lösungen.

Die stetig anwachsende Urbanisierung wird zusammen mit dem Klimawandel schwerwiegende Auswirkungen auf unser Leben haben in puncto Luftqualität, hohen Temperaturen und einem erhöhten Hochwasserrisiko.

Wissenschaftler des EU-Projekts URBAN GreenUP, an dem 25 Partner aus 9 Ländern und 8 Städten beteiligt sind, testen in einem Forschungszentrum im spanischen Valladolid mehrere "Nature Based Solutions" (Natur-basierte Lösungen), die eine nachhaltige Stadtentwicklung ermöglichen sollen. Man will die Natur nutzen, um die Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen. Zum Beispiel können Pflanzen als Thermoregulator wirken und die Umgebungs-Temperatur senken, wie der Projektkoordinator erklärt:

"Es gibt Lösungen wie grüne Dächer, mobile vertikale Gärten oder grüne Fassaden", so Raúl Sánchez Francés, URBAN GreenUP-Projektkoordinator, technischer Forstingenieur, CARTIF.

Ein weiterer Forschungsansatz: Die Blätter und Wurzeln bestimmter Pflanzenarten können als natürliche Filter wirken, erklärt Raúl Sánchez Francés:

"Hier ist die Lösung ein städtischer Biofilter, den wir als grünen Schornstein bezeichnen; wir installieren ihn auf Dächern in der Nähe der Schornsteine, um den Rauch zu reinigen. Das System kann vor allem Stickstoffoxide und Partikel auffangen, die beiden Hauptschadstoffe, die von Fahrzeugen und Heizsystemen ausgestoßen werden."

Natur nutzen für umweltfreundliche Städte

Natur-basierte Systeme können zu einer umweltfreundlicheren Stadtentwicklung beitragen . In Valladolid sollen ein Fahrradweg und das begrünte Dach eines Parkplatzes fast 200 Tonnen CO2 einsparen sowie die Temperatur im Sommer um 5 Grad Celsius senken: .

"Wir müssen einige Probleme lösen, das wichtigste ist der Platzmangel. Es ist problematisch, öffentliche Räume zu bewirtschaften, denn es gibt bereits unterirdische Wasserleitungen, ein Stromnetz, eine Tiefgarage", sagt Alicia Villazán Cabero, leitende Umweltberaterin, Stadtrat von Valladolid.

Im spanischen Valladolid, dem türkischen Izmir und dem britischen Liverpool werden insgesamt mehr als 40 Natur-basierte Lösungen getestet. Liverpool hat eine große Verkehrsdichte - nach offiziellen Angaben wurden 2018 1,35 Milliarden Fahrzeugkilometer auf den Straßen von Liverpool zurückgelegt. Dort sollen Bäume dazu beitragen, den CO2-Ausstoß um 5,55 Tonnen jährlich und die Temperatur im Sommer um 2 bis 4°C zu senken.

Der Abteilungsleiter für Gro´ßprojekte beim Stadtrat von Liverpool Fernando Núñez Veiga erklärt: "Wir haben Probleme mit der Luftqualität in Liverpool. Es gibt einige Hotspots in der Stadt, diese Bäume sollen uns bei der Luftreinigung helfen. Wir haben in einer ersten Phase 14 Bäume gepflanzt. Wir planen, insgesamt mehr als 150 Bäume zu pflanzen. Das wird die Luftqualität in diesem Gebiet verbessern."

Maßgeschneiderte Strategien

Liverpool hat mehrere maßgeschneiderte Strategien entwickelt wie begrünte Straßen, Bio-Schadstofffilter, Bestäubergärten und nachhaltige Entwässerungssysteme, um die Auswirkungen von Überschwemmungen zu reduzieren:

"Wir achten darauf, die Begrünungs-Maßnahmen dort in der Stadt vorzunehmen, wo sie nötig sind", so Juliet Staples, Projektleiterin für städtisches Grün, Stadtrat von Liverpool. "Wir überwachen die Luft- und Wasserqualität, die biologische Vielfalt sowie das Wohlbefinden und die Wahrnehmung der Menschen in diesem Gebiet. Auch wirtschaftliche Indikatoren spielen eine Rolle."

Sobald die Natur-basierten Lösungen validiert sind, werden sie zunächst auf fünf weitere Städte übertragen, (Mantova, Italien; Ludwigsburg, Deutschland; Medellin, Kolumbien; Chengdu, China; Binh Dinh, Vietnam) und dann weltweit angewandt, um immer mehr überfüllte städtische Gebiete zu begrünen.

Journalist • Claudio Rosmino

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