Kulturbranche befürchtet massive Verluste und Arbeitslosigkeit

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Von Isabel Marques da Silva
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Künstler und Kreative sind wirtschaftlich in der Coronavirus-Krise am schlechtesten aufgestellt. Brüssel will helfen

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Gegen einen Sturz können sich Trapezkünstler wappnen, gegen eine Pandemie nicht.

Das Fehlen eines sozialen Netzes in der aktuellen wirtschaftlichen Krise ist daher für den Kultur- und Kreativsektor in Europa beunruhigend.

Etwa neun Millionen Menschen in der EU sind davon betroffen.

Die niederländische Trapezkünstlerin Julia Campistany hat einen Antrag auf Unterstützung fur Freiberufler gestellt - ansonsten hält sie sich zu Hause fit.

Zum Training brauche sie viel Platz und besondere Geräte mit Sicherheitsvorkehrungen.

Zu Hause gehe das alles nicht, aber sie könne die Zeit kreativ nutzen und neue Ideen entwickeln.

Allerdings fehle die wirkliche Inspiration, denn die komme vor allem in der Arbeit mit anderen Künstlern, sagt sie

Julias Branche besteht fast vollständig aus kleinen und mittleren Betrieben, Unabhängigen und Freiberuflern.

Das Publikum kann sich in der sozialen Isolation die Zeit am Fernsehen mit Filmen und Serien vertreiben.

Doch für die Kulturschaffenden heisst das zugleich: keine Einnahmen.

Viele Internetseiten sind kostenlos, und der Werbemarkt bricht ein.

Was Fernsehproduktionen angehe, so werde die Branche empfindlich getroffen, meint die Chefin des Europäischen Filmregisseurverbands, Pauline Durand-Vialle.

Die Werbeeinnahmen seien gleich null, und neue Produktionen in den nächsten Monaten höchst unsicher.

Daran litten natürlich auch die Kreativen. Es sei offen, ob man mittelfristig wieder arbeiten könne.

Die EU-Kommission springt mit Notmaßnahmen ein wie Huilfen für grenzüberschreitende Projekte und Kino-Betreiber sowie eine großzügige Vergabe von Künstler-Stipendien.

Im auslaufenden Haushalt der EU erhielt das Programm Kreatives Europa rund 1,5 Milliarden Euro.

Im Europäischen Parlament will man diese Summe verdoppeln.

Die Mittel müssten so angehoben werden wie für andere Programme auch, meint Sabine Verheyen, die Vorsitzende des Kulturausschusses.

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Sie fordere Hilfen für den kreativen und kulturellen Bereich, vor allem im digitalen Umfeld, sowie ein Verteilungssystem von Beschäftigung, bei dem Künstler ein Einkommen haben.

Vor der Pandemie trug Europas Kulturindustrie 3,8 Prozent zur wirtschaftlichen Gesamtleistung bei.

Experten schätzen, dass die Kultur, zusammen mit dem Tourismus, am längsten brauchen wird, um wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen.

Journalist • Stefan Grobe

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