Ärzte warnen: Versteckter Sauerstoffmangel bei vielen Covid-19-Patienten

Es ist ein Phänomen, das Ärzten Kopfzerbrechen bereitet: Covid-19-Patienten, die auf den ersten Blick stabil wirken, tatsächlich aber an einem lebensgefährlichen Sauerstoffmangel leiden.
"Sie sind ruhig, fast unberührt"
Im "Söder"-Krankenhaus in Stockholm kommt es immer wieder zu solchen Fällen, erklärt der Kardiologe Gustaf Edgren: "Die Patienten sind objektiv betrachtet sehr krank. Aber gleichzeitig sitzen sie mit ihrem Handy oder Laptop da und schreiben... quasi in dem Moment, in dem wir sie ans Beatmungsgerät anschließen müssen."
Die Erkrankten seien ruhig, fast "unberührt", zumindest scheine es so. Aber eigentlich seien ihre Lungen so schwer betroffen, dass sie so gut wie keinen Sauerstoff mehr bekämen und unter normalen Umständen schon längst ohnmächtig sein müssten.
Edgren schätzt, dass fast die Hälfte der Intensivpatienten des Krankenhauses einen versteckten Sauerstoffmangel hat. „Stille Hypoxie“ wird dieser Zustand unter Ärzten genannt.
Ernst der Lage bleibt oft unerkannt
Er wurde auch bei Corona-Patienten in anderen Ländern beobachtet. Nicht selten führt er dazu, dass der Ernst der Lage unterschätzt wird – von den Patienten, ihren Familien, aber auch vom Krankenhauspersonal.
Umut Heilborn, Chefärztin am "Capio-Sankt-Görans"-Krankenhaus in Stockholm sagt, dass es mehrere Theorien für das Phänomen gebe: "Eine besagt, dass die Betroffenen nicht so viel Kohlendioxid ansammeln wie andere Patienten mit Atemnot. Und Kohlendioxid ist der Stoff im Blut, der dem Gehirn signalisiert, dass das Atmen schwierig wird.“
Warnzeichen erkennen
Weltweit laufen Studien, um das stille Leiden zu erklären. Bis dahin rät der Kardiologe Gustaf Edgren zur Devise: Vorsicht ist besser als Nachsicht: "Es gibt gute Gründe, sich Sorgen zu machen. Das ist eine sehr schwere Krankheit. Sollten Sie also schon bei kleinen Anstrengungen mehr Atemprobleme haben als sonst, dann rufen Sie besser einen Arzt an.“