Selbstverteidigung? Braunbär in Frankreichs Pyrenäen erschossen aufgefunden

Der am Dienstag, 9. Juni aufgefundene tote Bär.
Der am Dienstag, 9. Juni aufgefundene tote Bär. Copyright Alle Rechte vorbehalten Twitter-Account von Elisabeth Borne, französische Ministerin für ökologische und solidarische Transition/AFP
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Von Vincent Coste
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Die Raubtiere, die vor einiger Zeit wieder angesiedelt wurden, sorgen zwischen Viehzüchtern und Tierschützern regelmäßig für Streit. War es eine Verzweiflungstat oder Selbstverteidigung?

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Im südfranzösischen Departement Ariège wurde ein toter Bär mit Schusswunden aufgefunden. Die Entdeckung wurde am Dienstag von der französischen Ministerin für den ökologischen Übergang bekannt gegeben. Elisabeth Borne erklärte, der Staat werde eine Anzeige bei der Polizei einreichen.

Es ist das zweite Tier seiner Art, das in diesem Jahr tot in den Pyrenäen aufgefunden wurde. Im April wurden im Val d'Aran (Spanien) die sterblichen Überreste eines 2015 geborenen Männchens mit dem Namen Cachou entdeckt. Die Todesursache ist bisher nicht bekannt.

Der Bär, der jetzt entdeckt wurde, lag in einem Hochgebirge, in der Gemeinde Aulus-les-Bains, in der Nähe des Skigebiets von Guzet. Der Staatsanwalt von Foix hat nach Angaben der Präfektur eine Untersuchung eingeleitet.

"Niemand hat das Recht, einen Bären in den Pyrenäen zu töten, wir verurteilen diese Tat. Es handelt sich um eine geschützte Art", reagierte Alain Reynes, Direktor des Naturschutzvereins Pays de l'ours, der die Bären in den Pyrenäen schützt. Braunbären stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten der Internationalen Naturschutzunion (IUCN).

"Natürlich werden die Verbände auch eine Anzeige einreichen und alles tun, um die Verantwortlichen zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen", so der Tierschützer.

Nicht alle bedauern die Todesfälle

Das Wachstum der Bärenpopulation in den Pyrenäen, nach der 1991 begonnenen Wiederansiedlung, hat seit Jahren Spannungen mit Züchtern geschürt, die die Bären als Gefahr für die Weidewirtschaft betrachten.

Die Zahl der Bären in den Pyrenäen lag 2019 bei 52 Individuen, wie aus dem letzten Überwachungsbericht der französischen Behörden hervorgeht. Dieses Populationsniveau sichert jedoch nicht das Überleben der Art.

Heimisch ist der Braunbär in den Pyrenäen allerdings schon seit schätzungsweise 250.000 Jahren.

Im Anti-Bärenlager stößt die Nachricht vom Tod des großen Raubtiers nicht gerade auf Mitgefühl. Die Saison der Sommerweiden beginnt bald. Die Spur eines wütenden Züchters ist nicht ausgeschlossen.

"Die Menschen müssen verzweifelt sein, um solche illegalen Handlungen zu begehen. Ihrem täglichen Leid wurde nie Gehör geschenkt. Wir haben Schmerz, Leid und Zwietracht in unseren Bergen gesät", reagiert Philippe Lacube, historischer Kopf der Anti-Bärenbewegung und Präsident der Landwirtschaftskammer der Ariège.

"Es kann auch Selbstverteidigung gewesen sein", mutmaßte Lacube anschließend.

Er versichert, dass etwa fünfzehn Bären in dieser Zone der Ariège, den Couserans, leben. Insgesamt gebe es zwischen 60 bis 80 Exemplaren.

Die Politik wird aktiv

Frankreich hatte einen "Bärenplan" für 2018-2028 verabschiedet, der die Freilassung neuer Bären vorsah. Er war von der Regierung nur wenige Monate nach seiner Einführung wegen Demonstrationen von Züchtern auf Eis gelegt worden.

Im Jahr 2019 töteten Bären mindestens 1.173 andere Tiere und zerstörten 36 Bienenstöcke. Diese Zahlen gehen aus einer kürzlich gestarteten öffentlichen Befragung für Maßnahmen zur Abschreckung von Braunbären in den Pyrenäen hervor.

Letzte Woche kündigten die Ministerin für ökologische und solidarische Transition und Landwirtschaft zusätzliche 500.000 Euro für das Zusammenleben von Bären und Weidetieren an.

Tierschützer glauben, die Zahlen sowie die Tötungen durch die Bären seien mit Hinsicht auf einen Wettlauf um Entschädigung aufgebläht.

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