Hagia Sophia: EU-Kommissar Schinas "als Grieche verbittert und wütend"

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Copyright Yasin Akgul/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von su mit dpa
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Bei der UNESCO findet man die Umwidmung des Istanbuler Wahrzeichens zur Moschee ohne Rücksprache "bedauerlich". In Griechenland wurde ein "Tag der Trauer" begangen

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Für die Einen ist die die Umwidmung der Hagia Sophia in Istanbul zur Moschee “ein Jugendtraum” (Recep Tayyip Erdoğan), für Andere eine Abrechnung des türkischen Präsidenten mit Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk und dessen Vorstellung einer laizistischen Republik. Der türkische Kolumnist Merdan Yanardag: «Es ist ein Angriff auf die Gründungsideen der Republik und die fortschrittlichen Werte, die von ihr ausgehen.»

In Griechenland wurde ein "Tag der Trauer" begangen.

bedauerlich
Matthieu Guevel
Mediendirektor der UNESCO, über die Umwandlung ohne Rücksprache

Margaritis Schinas, EU-Kommissar aus Thessaloniki:

“Als Grieche bin ich verbittert und wütend. Es ist ein schwieriger Tag und ich bin sicher, dass es nicht nur mir so geht. Ich meine, die Türkei muss endlich entscheiden, was ihr breites geopolitisches Ziel sein soll und mit wem sie in Zukunft genau zusammenarbeiten will.''

Hagia Sophia ist Griechisch (Ἁγία Σοφία) und heisst - „heilige Weisheit“. Der Bau war in 1.500 Jahren christliche Kirche, Moschee und zuletzt Museum. Die Hagia Sophia wurde im 6. Jahrhundert nach Christus als Kirche erbaut und nach der Eroberung Konstantinopels (heute Istanbul) durch die Osmanen in eine Moschee umgewandelt. Auf Anordnung des türkischen Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk wurde das Gebäude 1934 zum Museum. Dies wurde nun rückgängig gemacht.

Fast ein Jahrtausend lang war die Hagia Sophia das größte Gotteshaus der Christenheit. Sie war Hauptkirche des Byzantinischen Reiches. Ab dem 7. Jahrhundert wurden dort die Kaiser gekrönt. Wie der Petersdom für die Katholiken, so sei die Hagia Sophia für alle orthodoxen Christen auf der Welt ein wichtiges Symbol, so Metropolit Ilarion vom Moskauer Patriarchat. Die Etappen:

• Römische Reichskirche (537–1054)

• Orthodox (1054–1204)

• Katholisch (1204–1261)

• Griechisch-Orthodox (1261–1453)

• Islam (1453–1931)

• Museum (1934–2020), Anweisung von Atatürk

• Islam (seit 2020)

Nach Schätzungen nahmen Zehntausende an den ersten Gebeten nach der Wiedereröffnung als Moschee teil.

Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis:

''Was in Istanbul passiert, ist keine Manifestation von Macht, sondern ein Beweis von Schwäche. Sie haben sicherlich nicht die Macht, die Ausstrahlung eines Weltkulturerbes zu überschatten. Aber universelle Werte sind getrübt. Deshalb verlangt das nach einer allgemeinen Verurteilung.''

WELTKULTURERBE

Seit 1985 gehört die Hagia Sophia als Teil der Istanbuler Altstadt zum Unesco-Weltkulturerbe.

Es sei «bedauerlich», dass die Türkei die Entscheidung über die Umwandlung der Hagia Sophia ohne Rücksprache mit der Unesco getroffen habe, so der Mediendirektor der Organisation, Matthieu Guevel.

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Die Entscheidung, die Hagia Sophia wieder zu einer Moschee zu machen, sei für den Dialog zwischen EU und Türkei nicht sehr hilfreich, sagte der deutsche Aussenminister Heiko Maas.

su mit dpa

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