Zerstörter Hafen: Steht der Libanon vor einer Versorgungskrise?

Nach der verheerenden Explosion in Beirut mit mehr als 130 Toten und Tausenden Verletzten geht die Suche nach der Ursache weiter. Medienberichten zufolge soll eine Untersuchungskommission der Regierung dem Kabinett innerhalb von fünf Tagen einen ersten Bericht vorlegen.
Die heftige Detonation zerstörte große Teile des Hafens. Dieser ist für die Versorgung des Landes extrem wichtig. Beobachter warnen, die Versorgungskrise im Libanon könnte sich weiter verschärfen, da das Land stark von Importen abhängig ist.
Hunderttausende verlieren ihr Obdach
Bei der Explosion wurden auch Getreidesilos im Hafen zerstört, umliegende Wohngebiete stark beschädigt, fast 300.000 Menschen sollen ihr Zuhause verloren haben. Die Bewohner, so wie Gina Voitier, versuchen zu retten, was sie retten können. "Das ist ein altes Haus, in dem wir unser ganzes Leben lang gelebt haben. Als ich hierher kam, musste ich über die Autobahn laufen. Dann sah ich viele verletzte und tote Menschen. Es war schrecklich."
Auf den Straßen versammelten sich Freiwillige, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Viele Menschen sind in einem Schockzustand: "Wenn Sie das hier sehen, können Sie nur weinen, sagt Walid Aoun. "Das Land müht sich, aber jedes Mal, wenn wir einen Schritt vorwärtskommen, werden wir zehn zurückgeworfen. Es gibt nichts mehr zu sagen. Möge Gott uns und dem Libanon helfen."
Die Katastrophe löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus - so schickten mehrere Länder Rettungsmannschaften mit Spürhunden und Experten für die Bergung von Verschütteten.
Aus Deutschland wurden erste Kräfte des Technischen Hilfswerk (THW) in den Libanon entsandt. Berlin bietet auch einen größer angelegten Hilfseinsatz der Bundeswehr an.
Krankenhäuser überfordert
In den Krankenhäusern der Stadt herrschte unmittelbar nach der Explosion Chaos. Die Kliniken waren schnell überfordert - gleichzeitig müssen sie auch die Corona-Pandemie stemmen.
Das Krankenhaus Saint Georges wurde schwer beschädigt, mehrere Mitarbeiter kamen ums Leben. Man war gezwungen, Patienten in andere Kliniken zu verlegen. Dr. Kamal Haddad erklärt: "Es gibt Schäden in allen fünf Stockwerken. Seit gestern Abend bringen wir die Kranken ins Erdgeschoss und geben ihnen nur noch die Erstversorgung."
Für Beirut wurde ein zweiwöchiger Notstand ausgerufen. Es wird lange dauern, bis sich das Land von der Katastrophe erholt haben wird.