Coronavirus: Welche europäischen Länder haben die strengsten Regeln?

Welches Land hat die strengsten Corona-Regeln?
Welches Land hat die strengsten Corona-Regeln? Copyright Yassine Khalfalli/Unsplash
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Von Mathieu Pollet
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Eine wissenschaftliche Studie hat die politischen Maßnahmen einzelner Regierungen zum Management der Corona-Krise ausgewertet.

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Ein Team der Blavatnik School of Government an der Universität Oxford hat politische Maßnahmen von 180 Ländern während der Corona-Pandemie gesammelt und miteinander verglichen.

Dazu entwickelten die Forscher 17 Indikatoren und schufen den "Oxford COVID-19 Government Response Tracker". Ihre Ergebnisse unterteilten die Forscher in vier Indizes: die Antworten der Regierung, Unterstützung für die Wirtschaft, Eindämmungsmaßnahmen und Gesundheit, sowie Stringenz.

Unter Stringenz wird dabei die Härte der Länder-Strategien zur Corona-Bekämpfung verstanden.

Welches europäische Land hat am härtesten durchgegriffen?

An der Spitze der europäischen Länder, dessen Regierung die strengsten Regeln aufstellte, zählt der Kosovo mit einem Wert von 69,44/100. Am unteren Ende rangieren Weißrussland und Georgien mit einem Index von 8,33/100.

In der europäischen Union führt Portugal mit einem Index von 66,2/100, demgegenüber stehen Estland und Lettland mit einem Wert von 19,44/100.

Wie wurde der Index berechnet?

"Wir haben das Vorhandensein von Strategien bepunktet", sagt Dr. Anna Petherick gegenüber Euronews. Sie ist Dozentin und eine der Autorinnen des oben genannten Trackers. "Das Wichtigste ist, dass diese ein objektives Maß dafür liefern, was die verschiedenen Länder tun", so Petherick.

Um die Stringenz zu bewerten, griffen die Wissenschaftler auf neun Indizes zurück, dazu zählen etwa Schulschließungen oder das Fernbleiben vom Arbeitsplatz, Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, Reisebeschränkungen, Untersagen von Versammlungen oder Informationskampagnen für die Öffentlichkeit.

Etwa 290 Mitwirkende aktualisierten die Regierungsinformationen und Nachrichtenmeldungen - und machten sie für das oben erwähnte Kodierungssystem brauchbar.

"Wenn es [in einem Land] erlaubt ist, sich in Gruppen von 50 Personen zu versammeln, erhält das eine andere Bewertung, als wenn sich nur kleinere Gruppen von fünf Personen versammeln können. Letzteres erhält mehr Punkte", erklärt der Co-Autor des Trackers, Toby Phillips.

"Die Heterogenität der verschiedenen Regierungsantworten ist genau der Grund, warum ein standardisiertes, transparentes, vergleichendes Maß benötigt wird", argumentiert Dr. Thomas Hale, außerordentlicher Professor für öffentliche Politik, der ebenfalls an dem Projekt mitgearbeitet hat.

Umso strenger, desto besser?

"Der ursprüngliche Ausbruch suggeriert einen Zusammenhang zwischen strengeren Regeln und der schnellen Reaktion der Regierung - beide tragen offenbar zu einer geringeren Zahl an Todesfällen bei", so Phillips.

"Außerdem besteht eine gewisse 'Lockdown-Müdigkeit' bei Ländern mit mangelnden wirtschaftlichen Ressourcen oder fehlender Unterstützung zur Aufrechterhaltung physischer Distanzierungsmaßnahmen", fügt Dr. Hale hinzu.

Wie die Daten offenlegen, besteht ein Zusammenhang zwischen coronabedingten Todesfällen (grau) und strengeren politischen Maßnahmen (blau). Dabei wird auch offensichtlich, dass es eine zeitliche Verzögerung zwischen der Umsetzung neuer Maßnahmen und der Sterblichkeitsrate gibt.

Doch der Zweck der Untersuchung besteht nicht darin, die Wirksamkeit derartiger Maßnahmen zu messen - die Situation ist von Land zu Land sehr unterschiedlich und die Zahl der erfassten Fälle hängt davon ab, wie viele Tests durchgeführt werden -, sondern darin, "einen Beitrag zum Gespräch zu leisten", wie Petherick hinzufügt.

So sei es zwar schwierig gewesen, einzelne Maßnahmen insgesamt zu beurteilen, die oft als Teil eines Maßnahmenpakets verabschiedet wurden. Die Lockerung der Maßnahmen erleichtere es aber nun, deren Wirkung zu bewerten.

"Die unterschiedlichen Reaktionen der Regierungen zeigen die Schwierigkeit auf, auf eine transnationale Bedrohung mit fast 200 verschiedenen nationalen Politiken zu reagieren", resümierten die Autoren.

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