Recht auf Sterbehilfe: Facebook stoppt Live-Video von Alain Cocq

Alain Cocq im August 2020
Alain Cocq im August 2020 Copyright PHILIPPE DESMAZES/AFP or licensors
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Von Euronews mit AFP
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Der unheilbar kranke Alain Cocq hat aufgehört zu essen und zu trinken. Seinen Kampf für das Recht auf Sterbehilfe wollte der 57-Jährige live auf Facebook übertragen.

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Über Frankreich hinaus erregt der Fall des unter einer seltenen Krankheit leidenden, unheilbar kranken Alain Cocq Aufsehen. Der 57-Jährige, der seit Jahren wegen eines schmerzhaften Arterienleidens in Dijon an sein Bett gefesselt ist, kämpft um das Recht auf aktive Sterbehilfe. 

Alain Cocq hatte an den Präsidenten geschrieben und darum gebeten, dass ihm sein Arzt Medikamente verabreichen darf, die zu seinem Tod führen würden. Emmanuel Macron hatte Ende August geantwortet, dass er nicht über den Gesetzen stehe. In Frankreich (wie auch in Deutschland) ist aktive Sterbehilfe verboten. Einige PatientInnen sehen in den aktuellen Gesetzen ihr Recht auf ein würdevolles Sterben eingeschränkt.

Alain Cocq hat sich entschlossen, nichts mehr zu essen und zu trinken und seine Behandlung zu beenden. Sein Leiden wollte er live auf Facebook zeigen. Diese Videoübertragung hat Facebook an diesem Samstag - wenige Stunden nach dem Beginn gestoppt.

"Es wird sehr schwer sein, aber es wird nicht allzu schlimm im Vergleich mit allem, was ich durchgemacht habe", erklärt Alain Cocq laut AFP auf dem Video, das ihn in seinem Bett zeigt. Dann hält er einen Plastikbecher in die Kamera: "Da seid ihr ja, Freunde, ich trinke einen letzten Schluck auf eure Gesundheit (...) So ist das Leben nun einmal. Auf Wiedersehen."

Facebook-Frankreich, erklärte gegenüber "Le Monde", das Unternehmen sei "zutiefst berührt von der schwierigen Situation, in der sich Alain Cocq befindet". Facebook respektiere "seine Entscheidung, die Aufmerksamkeit auf dieses komplexe Thema zu lenken", hat aber das Live-Video  blockiert, "weil unsere Regeln die Darstellung von Selbstmordversuchen nicht erlauben".

"Es ist kein Selbstmord", meint Alain Cocq. "Ich befinde mich in der dem vom Gesetz vorgesehenen Situation, in der ein Patient seine Behandlung abbrechen kann." Sein Tod werde "innerhalb von zwei bis fünf oder sogar sieben Tagen" eintreten. "In meinem Zustand wird es wahrscheinlich schnell gehen."

Facebook me bloque la diffusion vidéo jusqu'au 8 septembre. A vous de jouer

Publiée par Alain Cocq sur Samedi 5 septembre 2020

Alain Cocq erklärt, er sei Katholik und wolle auch deshalb keinen Selbstmord begehen. Er stehe aber seit 34 Jahren am Ende seines Lebens.

Unter französischen Ärzten herrscht Uneinigkeit darüber,wie Alain Cocq den geltenden Gesetzen entsprechend geholfen werden könnte.

Schon zuvor hatten spektakuläre Fälle von um Sterbehilfe bittenden Patienten oder Angehörigen kontroverse Debatten in Frankreich ausgelöst. So war die Ehefrau der verunglückten Vincent Lambert für Sterbehilfe, dessen strent katholische Eltern aber dagegen.

Der Feuerwehrmann Vincent Humbert war nach einem Autounfall im Jahr 2000 im Alter von 19 Jahren gelähmt, blind und stumm. Seine Mutter leistete 2003 Sterbehilfe und veröffentlichte ein Buch ihres Sohns zu dem Thema, die Ermittlungen gegen Marie Humbert und einen Arzt wurden eingestellt.

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