COVID-19: Unerwarteter Auftrieb für den spanischen Bio-Sektor

Bio-Gemüse
Bio-Gemüse Copyright Markus Spiske on Unsplash
Von Camille Bello
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Aufgrund der Coronakrise tendieren EU-Verbraucher dazu, qualitativ hochwertigere Lebensmittel und gesundheitsbezogene Produkte zu kaufen.

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EU-Verbraucher tendieren laut Forschern dazu, aufgrund der Covid-19-Krise qualitativ hochwertigere Lebensmittel und gesundheitsbezogene Produkte zu kaufen.

Einem McKinsey-Artikel zufolge hat die Pandemie Auswirkungen auf die Essgewohnheiten und den allgemeinen Lebensstil der Verbraucher in Europa: Sie ändern ihre Ernährung, um sich mehr auf Wellness und Nachhaltigkeit zu konzentrieren.

Hoher Absatz von Bio-Lebensmitteln

Das spiegelt sich in einem überdurchschnittlich hohen Absatz von Bio-Lebensmitteln wider. Die spanische Bio-Olivenölproduzentin María Miró Arias sagt, ihre Online- und Privatverkäufe seien in den vergangenen Monaten um mehr als 40 Prozent gestiegen. Sie erzählt, dass ihrem Unternehmen fast vier Monate früher als erwartet die Bestände ausgehen werden.

"Ich glaube, dass das Bewusstsein für lokale Produkte gewachsen ist. Die Menschen haben Sympathie für kleine Läden und ein Interesse an ökologischen Produkten entwickelt", sagt Arias. "Sie wollen besser für sich selbst sorgen und sich gesünder ernähren."

Auch der Absatz von "Las Pencas", einem ökologischen Bauernhof im Süden Spaniens, ist gestiegen. "Es war fast beängstigend, wie das Geschäft boomte", sagt Betriebsleiterin Serafina Donatella Zanca. "Ich glaube, die Leute wollten sich inmitten der Coronakrise gesünder ernähren."

Spanien: größte Anbaufläche für die ökologische Landwirtschaft in Europa

Die spanischen Landwirte könnten besonders von der steigenden europäischen Nachfrage nach gesunden Lebensmitteln profitieren. Das liegt daran, dass Spanien einer der wichtigsten Lebensmittelexporteure der EU ist und über die meisten Flächen für den ökologischen Landbau in Europa verfügt.

Die wachsende Begeisterung für gesunde Ernährung ist in der gesamten Branche zu spüren. Laut Joan Mir, Geschäftsführer bei Anecoop, einer der größten spanischen Obst- und Gemüseproduzenten, gibt es eine steigende Nachfrage nach Produkten, die das Immunsystem verbessern, wie z.B. Zitrusfrüchte und bestimmte Gemüse.

Die Exporte von frischem Obst und Gemüse aus Spanien sind laut Zollangaben des spanischen Wirtschaftsministeriums im März im Vergleich zum Vormonat mengenmäßig um 3,6 Prozent gestiegen.

Laut Álvaro Barrera, Präsident von Ecovalia, einer spanischen Berufsvereinigung von Bio-Lebensmittelherstellern, verzeichnete das Land in den Monaten März und April einen Anstieg des Verbrauchs von Bioprodukten um 12 Prozent im Vergleich zu denselben Monaten des Jahres 2019.

Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln

Barrera sieht Spanien zu einem zentralen Akteur in einem immer grüneren Europa werden, "die Tatsache, dass Spanien die ökologische Produktion in Europa anführt, ist kein Zufall: Wir haben die landwirtschaftlichen Bedingungen, um sie zu entwickeln."

Donatella Zanca erzählt, dass Bio-Eier von ihrem Hof ebenfalls sehr gefragt seien. "Es ist klar, dass die Menschen ein immer größeres Umwelt-Bewusstsein entwickeln und sich dafür interessieren, den Weg vom Erzeuger bis auf den Tisch zurückzuverfolgen. Das ist die Zukunft, und die Spanier wissen das."

Doch während die Geschäfts-Entwicklung für einige Bio-Produzenten gut verlief, hatten andere mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen.

Rosa Vañó ist Eigentümerin von Castillo de Canena, einem Olivenöl-Produzenten in Südspanien. Ihr Geschäft hing zu 80 Prozent vom Restaurantverkauf ab. Und da die europäischen Restaurants während der Lockdown-Maßnahmen schließen mussten, stürzte auch ihr Umsatz ab.

"Es ist klar, dass sich die Prioritäten der Verbraucher in Spanien und international geändert haben, mit einer ganz anderen Selbstbetrachtung als vor Covid-19. Neue Prioritäten begünstigen den Wunsch, Produkte zu konsumieren, die identifizierbar, rückverfolgbar, gesund und biologisch sind", sagt sie.

Laut Vañó hat sich nicht nur das Konsumentenverständnis verändert, sondern auch die Kanäle, über die die Waren erworben werden können. "Und das war für uns die größte Herausforderung", so Vañó.

Die Pandemie hat die Nutzung digitaler Plattformen für den Lebensmitteleinkauf beschleunigt. Online-Lieferung, Click and Collect und kontaktlose Bestellungen sind auf dem Vormarsch. Viele Unternehmen, wie das von Vañó, waren jedoch nicht auf den elektronischen Handel vorbereitet.

"Wir mussten eine neue Strategie entwickeln, um auf dem Online-Marktplatz präsenter zu sein. Wir stärken jetzt den Einzelhandel erheblich und verringern unsere Abhängigkeit von Restaurants", sagt sie.

Der Betrieb diversifiziert auch seine Produktlinie: "Wir bringen ein neues angereichertes Bio-Olivenöl Extra Vergine auf den Markt, das das Immunsystem stärken und die kognitive Entwicklung unterstützen soll."

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Nachdem sie 50 Jahre lang nur biologisches natives Olivenöl Extra Vergine hergestellt haben, wird das Familien-Unternehmen nun auch Bio-Honig und -Essig in ihr Sortiment aufnehmen:

"Wir werden weiterhin nachhaltige und faire Praktiken garantieren und gleichzeitig die Rückverfolgbarkeit sicherstellen, was gerade jetzt von grundlegender Bedeutung ist. Die Menschen wollen wissen, wo die Dinge herkommen, wie wir die Erde und dann die Waren behandeln. Das geht jetzt wirklich über den Anbau hinaus."

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