Verschwendung oder Anti-Lockdown-Strategie? Massentests in Liverpool

Verschwendung oder Anti-Lockdown-Strategie? Massentests in Liverpool
Copyright from Euronews video
Copyright from Euronews video
Von Luke Hanrahan
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

In Liverpool läuft derzeit ein umstrittenes Pilotprojekt der britischen Regierung für ein Massentestprogramm.

WERBUNG

Riesenverschwendung oder smarte Corona-Strategie? Liverpool ist die erste Stadt in Großbritannien, in der die Regierung ihre "Operation Moonshot" ausprobiert. Die 500.000 BewohnerInnen der englischen Stadt sind dazu aufgerufen, sich kostenlos auf Covid-19 testen zu lassen. Die Massenproben sollen dabei helfen, auch Infizierte ohne Symptome schneller zu isolieren.

"Ich finde das super", sagte Joanne Ellis, die sich an einer Schule testen ließ. "Wenn die Menschen dadurch sicherer sind, gibt's doch nicht zu verlieren. Das dauert nur ein paar Minuten, ist kostenlos und man kann es fast überall machen."

Bevölkerung in Liverpool macht mit

Das Pilotprojekt" läuft in Liverpool seit Anfang November. Die Armee hilft bei der Durchführung. Es gibt viel Kritik an dem teuren Programm, doch die Bevölkerung scheint gerne mitzumachen. 

Was er denjenigen sagen würde, die sagten, Massentests würden nichts bringen, haben wir einen älteren Mann gefragt: "Das ist doch lächerlich", sagte er. "Ich habe vor ein paar Wochen meine Tochter verloren, die Corona hatte. Jeder, der das denkt, ist ein Idiot."

"Ich habe keine Symptome, aber ich wollte mich testen lassen, einfach um dabei zu sein", so eine Frau, die ans Testzentrum gekommen ist.

Die Stadt Liverpool geht davon aus, dass die Infektionsketten durch Massentests gebrochen werden können, aber ExpertInnen zweifeln an der Wirksamkeit von Massentests. Sie könnten falsche positive oder negative Ergebnisse liefern. 

Kritiker warnen vor "Chaos"

Mike Gill, ehemaliger Direktor der Gesundheitsbehörde spricht von einem "Kopfsturz ins Chaos" und warnt: "Aus einem Chaos kommt man schwieriger wieder heraus als man hineingerät."

Er kritisiert zudem, die Maßnahme sei zu wenig durchdacht: "Aus verständlichen Gründen sind sie dieser ganzen Propaganda aufgesessen. Wir wissen nicht, was die Ziele der ganzen Sache sind, wie sie erreicht, gemessen werden sollen und was die Maßstäbe für Erfolg sind. Vielleicht wissen wir auch nach Wochen noch nicht, was der zusätzliche Nutzen oder Schaden eines Massentestprogramms ist."

Paul Brandt, Gesundheitsbeauftragter der Stadt Liverpool verteidigt das Projekt: "Man kann dadurch herausfinden, wo die Infektionsherde sind. Wir versuchen alle, das beste Gleichgewicht zu finden, um den Interessen der Gesellschaft gerecht zu werden und gleichzeitig keine unnötigen Risiken einzugehen."

Die Regierung kündigte an, das Massentestprogramm auf etwa 70 weitere Gebiete in England auszuweiten. Zehn Prozent der Bevölkerung dort sollen jede Woche getestet werden. Die Hoffnung ist, künftige Lockdowns zu vermeiden. In Großbritannien gelten derzeit Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Britische Regierung will Corona-Zahlen mit neuen Maßahmen in den Griff bekommen

Der Norden Englands bangt: Welche Corona-Maßnahmen verkündet Johnson?

Covid-Krise: Ex-Premier Johnson entschuldigt sich für "Schmerzen und Verluste"