Westsahara: Wer ist die Polisario-Front und was will sie erreichen?

Unabhängigkeitsbefürworter Rebellen der Polisario-Front beten nach Sonnenuntergang im Westsahara-Dorf Tifariti, 27.02.2011
Unabhängigkeitsbefürworter Rebellen der Polisario-Front beten nach Sonnenuntergang im Westsahara-Dorf Tifariti, 27.02.2011 Copyright  Arturo Rodriguez/AP2011
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Von Marta Rodriguez MartinezOrlanda Crowcroft
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Die Westsahara ist seit 1975 von Marokko besetzt und wird oft als "die letzte Kolonie der Erde" bezeichnet.

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Salmi Gailani wurde 1991 geboren, in dem Jahr, als Marokko nach fast zwei Jahrzehnten Krieg in der Westsahara einen Waffenstillstand mit den Rebellen der Polisario-Front vereinbarte.

Trotz des Friedens ist Gailani als Exilant aufgewachsen. Seine Kindheit verbrachte er in Flüchtlingslagern in den von der Polisario-Front gehaltenen Gebieten nahe der algerischen Grenze und in Spanien.

Inzwischen stehen die Rebellen und die marokkanische Armee kurz davor, den Konflikt wieder aufleben zu lassen. Da sagt Gailani, es sei Zeit, nach Hause zu gehen - und zu kämpfen.

"Krieg bedeutet Schmerz, Tod - er bedeutet viele Dinge, die schmerzen. Aber wir glauben, dass 30 Jahre mehr als genug sind. Wir haben die friedlichen Mittel ausgeschöpft", erklärt er gegenüber Euronews.

Am 13. November drangen marokkanische Soldaten in die Pufferzone der Vereinten Nationen in der Nähe von Guerguerat ein, die das von Rabat kontrollierte Gebiet der Westsahara von der "befreiten Zone" trennt. Diese wird von der Polisario-Front kontrolliert, eine Tatsache, die gegen den Waffenstillstand von 1991 verstößt.

Als Reaktion auf die marokkanischen Intervention rief die Polisario-Front den "Kriegszustand" aus und warnte, dass Tausende von Freiwilligen in der Demokratischen Arabischen Republik Sahara (DARS) zum Kampf bereit seien. Die Vereinten Nationen haben sowohl Rabat als auch die Polisario-Front zur Einhaltung des Waffenstillstands aufgefordert, nachdem es Berichte über mehrere "Schießereien" von beiden Seiten gegeben hatte.

Die Westsahara wird oft auch als die letzte Kolonie Afrikas bezeichnet, die seit 1975 zu zwei Dritteln von Marokko besetzt ist. Marokko betrachtet weite Teile der ehemaligen spanischen Kolonie als sein souveränes Territorium, einschließlich seines phosphatreichen Nordwestens. Im Rahmen des Friedensabkommens von 1991 stimmte Marokko der Durchführung eines Unabhängigkeitsreferendums zu, das bis heute nicht stattgefunden hat. 

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Karte zeigt Westsahara und MarokkoEuronews

Phosphat-Vorkommen

Eine Volksabstimmung, die Rabat trotz der Auswanderung von Zehntausenden Marokkanern seit den 1970er Jahren mit ziemlicher Sicherheit verlieren würde. Die Besetzung der Westsahara wird von einer Reihe prominenter arabischen Verbündeter wie Saudi-Arabien und Jordanien unterstützt. Es geht jedoch nicht nur um wertvolle Phosphatvorkommen, erklärte Jacob Mundy, außerordentlicher Professor für Friedens- und Konfliktstudien an der Universität Colgate.

Seit Marokko 1956 die Unabhängigkeit erlangte, wird die Geschichte erzählt, das Land sei von Frankreich und Spanien um Gebiete beraubt worden, die ein Großmarokko gebildet hätten, darunter die Westsahara und Teile von Mauretanien, Mali und Algerien, allesamt ehemalige französische Kolonien. 1963 fiel Marokko wegen einer Grenzstreitigkeit in Algerien ein und erlitt eine erniedrigende Niederlage.

Als Marokka 1975 in die Westsahara einmarschierte, sah sich die Regierung mit der politischen Linken konfrontiert, die durch die Erfolge von Houari Boumediene in Algerien, Muammar Gaddafi in Libyen und dem ägyptischen Gamal Abdel Nasser beflügelt wurde. Nasser war 1970 gestorben, aber die Idee seines panafrikanischen Sozialismus inspirierte weiterhin anti-monarchistische Bewegungen in Afrika und der ganzen Welt.

Als Spanien 1975 ankündigte, dass es ein Referendum über die Unabhängigkeit der Westsahara - damals "Spanische Sahara" genannt - abhalten würde, handelte Marokkos König Hassan II. Durch die "Rückeroberung" der Westsahara konnte der König an Macht gewinnen und die innenpolitische Opposition abwehren. Bis heute, so Mundy, sei die Wiedereroberung der Westsahara der Eckpfeiler der Legitimität Rabats.

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