"Every name counts": Nie wieder Holocaust, Erinnern in digitalen Zeiten

Französische Botschaft am Pariser Platz in Berlin
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Von Kate Brady
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Eine sehr persönliche Form des Erinnerns an den Holocaust in Zeiten der Pandemie, das bietet die Initiative #EveryNameCounts.

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Zum Internationalen Holocaust Gedenktag und dem 76. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz finden die meisten Gedenkveranstaltungen wegen der Corona-Pandemie virtuell statt. Ein neues Gedenkprojekt, das von der deutschen Kulturkommission und der französischen Botschaft in Berlin unterstützt wird, soll die Erinnerungskultur im digitalen Zeitalter gewährleisten.

So werden am Brandenburger Tor in Berlin Namen von Opfern vorgelesen: "Karl-Wilhelm Knötzsch, Camille Simile, Ludwig Perrier...." Das sind drei der vielen tausend Namen, die derzeit auf die französische Botschaft projiziert werden. Die deutsch-französische Zusammenarbeit ist ein Symbol der Freundschaft - nach Jahrzehnten der Feindschaft.

Hinter jedem Namen steckt eine Geschichte, eine Person, ein Leben.

Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, politisch Verfolgte.

Die Grenzen des Sagbaren verschieben sich. Wir erleben doch immer mehr Hass und Hetze, nicht nur in den Sozialen Netzwerken und im digitalen Raum.
Monika Grütters
Staatsministerin für Kultur und Medien

Alle Opfer des Holocaust.Monika Grütters, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien meint: "Die Grenzen des Sagbaren verschieben sich. Wir erleben doch immer mehr Hass und Hetze, nicht nur in den Sozialen Netzwerken und im digitalen Raum, sondern auch hier auf der Straße. Man denke nur an die Anschläge wie in Hanau und Halle. Und deshalb ist es natürlich besonders wichtig, sich zu erinnern an das, wohin Hass und Hetze, Antisemitismus und Ressentiments geführt haben, an den Holocaust."

Die Lichtinstallation ist nur der Anfang eines riesigen Crowdsourcing zur Digitalisierung von Millionen Dokumenten.

Floriane Azoulay, die Direktorin der Arolsen Archives, erklärt: "Die Initiative “Every Name Counts” bietet in der Tat eine neue Form der Erinnerungskultur. Jede und jeder kann von Zuhause mitmachen, indem er oder sie Daten von einen anderen Person erfasst, die Opfer ist. Er oder sie setzt sich dann mit dieser Person und mit ihrem Schicksal auseinander."

Nach einer schnellen Online-Registrierung kann jeder mithelfen, die Millionen Dokumente aus dem Arolsen-Archiv digital zu erfassen.

Eine Häftlings-Karte gehört Helen Rein: Geboren in Ungarn am 1. Oktober 1901, die ungarische Jüdin war Mutter von drei Kindern. Sie kam am 14. Juni 1944 nach Auschwitz und wenige Monaten später nach Buchenwald.

Mitgemacht hat auch Anne-Marie Descôtes, Botschafterin Frankreichs in Deutschland: "Gestern durfte ich die Namen und die Daten einer Frau, einer französischen Frau, erfassen, die in derselben Stadt lebte, in der ich geboren bin. Und dann fragt man sich: was ist passiert? Was steckt dahinter? Jeder kann sich daran beteiligen, und einen eigenen Zugang zu der großen Geschichte finden."

Mit jedem Jahr, das vergeht, gibt es weniger Holocaust-Überlebende und weniger Zeitzeugen, die ihre Geschichte erzählen können. In der digitalen Ära hofft "Every Name Counts“, die Erinnerungskultur am Leben zu erhalten. Damit jeder Name, jede Person, jedes Opfer mehr ist als nur eine Zahl.

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