Auf dem Stundenplan Islamunterricht - ein Projektversuch in Katalonien

Auf dem Stundenplan Islamunterricht - ein Projektversuch in Katalonien
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Von Andrea BüringJaime Velásquez
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Sechs Schulen bieten das Fach erstmals in der nordspanischen Region an. Die Regierung vor Ort zieht eine positive Bilanz: Vorurteile werden aus dem Weg geräumt.

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Zum ersten Mal bieten sechs Schulen in Spanien Islamunterricht an. Betroffen ist Katalonien, die Region mit dem größten muslimischen Bevölkerungsunsanteil.

Erweist sich der Versuch als erfolgreich, könnte das Beispiel im nächsten Jahr Schule machen.

Mayte Aymerich vom katalanischen Bildungsministerium zieht Bilanz:

"Bisher waren die Erfahrungen positiv. Vorurteile konnten aus dem Weg geräumt werden. Der Islamunterricht wird dadurch aus abgeschotteten Winkeln in die Öffentlichkeit geholt. Das bietet den Menschen auf ganz natürliche Art Einblicke."

Wie auch in Deutschland oder Österreich gibt es in Spanien Religionsunterricht. Während dafür nach Meinung einiger kein Platz an Schulen ist, fordert die islamische Glaubensgemeinschaft hingegen, gleich behandelt zu werden.

Wenn Schulen inklusiv und vielfältig sind, müssen sie sich zu verschiedenen Religionen bekennen. Auf einem ganz anderen Blatt steht, ob es überhaupt Religionsunterricht an Schulen geben sollte - ich denke nicht.
Mayte Aymerich
katalanisches Bildungsministerium

Während der letzten Regionalwahlen beschuldigte die rechtspopulistische Partei Vox die katalanische Regierung, in der Region eine Islamische Republik zu schaffen - und zeigte Bilder dieser Moschee in einem Video. Die muslimische Gemeinde brachte den Fall vor Gericht, trotzdem wurde Vox viertstärkste Kraft im katalanischen Parlament.

Profitieren konnte die Partei wohl auch von den Ängsten der Menschen, die sich nach den Terroranschlägen in Barcelona von 2017 in vielen Köpfen festgesetzt hatten.

Der Vertreter der islamischen Kommission in Katalonien, Mohamed El Ghaidouni, erklärt:

"Das gab es bereits nach den Anschlägen vom 17. August. Eine Minderheit wollte die katalanische Gesellschaft auseinandersprengen, indem sie Hass gegen den Islam schürte. Die Antwort der Katalaninnen und Katalanen war großartig: Ziel der Angriffe sei nicht die islamische Gemeinschaft, sondern die Spaltung der katalanischen Gesellschaft."

Vom Islamunterricht an Schulen erhoffen sich viele auch eine Kontrolle der Lerninhalte. So könnte der Vorstoß den Einfluss von Hasspredigern empfindlich schwächen.

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