Wie rassistisch ist Deutschland? Aogo gibt Lehmann 2. Chance

Dennis Aogo 2016
Dennis Aogo 2016 Copyright Martin Meissner/Copyright 2016 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews mit dpa
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Dennis Aogo hat erklärt, er werde sich zeitnah mit Jens Lehmann treffen. Doch seine Frau Ina Aogo meint auch, sie schäme sich manchmal, Deutsche zu sein.

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"Ich schäme mich manchmal richtig, dass ich Deutsche bin, so weit ist es schon gekommen." 

Das sagt Ina Aogo, die Frau von Dennis Aogo in einem Video auf Instagram, in dem die 31-Jährige auch erklärt, dass ihr Mann "verletzt und menschlich enttäuscht von dieser Person" gewesen sei. Diese Person - das ist der Jens Lehmann. Der ehemalige deutsche Nationaltorhüter hatte - aus Versehen - Dennis Aogo eine WhatsApp-Nachricht geschickt, in der er schrieb: "Ist Dennis eigentlich euer qotenschwarzer?" Offenbar wollte Lehmann diese Message an jemanden von Sky schicken, wo Aogo als Experte auftritt. Auf Instagram machte der 34-Jährige ehemalige Nationalspieler Lehmanns fehlgeleitete Nachricht öffentlich - mit der Antwort: "WOW dein Ernst? @jenslehmannofficial Die Nachricht war wohl nicht an mich gedacht!!!"

Hertha BSC gab umgehend bekannt, dass Jens Lehmann nicht mehr als Aufsichtsrat für den Klub tätig sein wird. Sky und Sport1 wollen nicht mehr mit dem ehemaligen Torwart zusammenarbeiten, der schon zuvor durch unangebrachte Äußerungen aufgefallen war. Auch weil Lehmann von 2003 bis 2008 bei Arsenal im Tor stand, macht die unschöne Geschichte international Schlagzeilen.

Dennis Aogo erklärte später zur Auseinandersetzung mit Jens Lehmann: "Ich wollte mich kurz zu dem Vorfall äußern. Ich habe heute schon zweimal mit ihm telefoniert und will hier offiziell nochmal sagen: Ich nehme seine Entschuldigung an. Ich fand die Formulierung nicht gut und ich finde es ein Stück weit respektlos, weil man so etwas nicht schreibt - egal, an wen die Nachricht adressiert war. Trotzdem würde ich sagen: Jeder Mensch macht Fehler, das ist schon mal Nummer eins. Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. Und ich finde es auch nicht richtig, dass sich alle auf ihn stürzen."

Dabei gibt es durchaus Kritik an Lehmanns "Entschuldigung" auf Twitter. 

Doch in der Talkshow bei Maischberger wurde auch diskutiert, ob eine derartige Nachricht im Privatgespräch vielleicht gar nicht rassistisch sei.

Pianist Igor Levit bezeichnet Lehmanns Entschuldigung als "gequirlten Mist".

Der Postillon kehrt die Quote um.

11 Freunde titelt: "Der 51-Jäh­rige, der sich aus dem Fenster lehnte und ver­schwand" und erinnert an das Zitat von HSV-Funk­tionär Werner Hack­mann: ​"Leh­mann ist ein arro­ganter Schnösel!“ 

ZeitOnline-Journalist Nico Horn schreibt zur Causa Jens Lehmann und dem Rassismus im deutschen Fußball unter dem Titel "Sie verstehen es nicht": "Der Profifußball hält nicht mit der Gesellschaft mit, er hinkt ihr hinterher. Die Fußballherren über 50 scheinen es nicht zu verstehen. Oder noch schlimmer: Sie wollen es nicht verstehen. Das legen ihre Entschuldigungsversuche nahe."

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