Drosten zu Ursprung von SARS-CoV-2: "Pelztierzucht am plausibelsten"

In Dänemark wurde die Nerzzucht wegen Corona eingestellt
In Dänemark wurde die Nerzzucht wegen Corona eingestellt Copyright Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix
Von Euronews mit Republik.ch
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Im Interview mit dem Schweizer Online-Medium @RepublikMagazin erklärt der Coronavirus Experte @c_drosten, warum er glaubt, dass das Virus aus Marder- oder Nerzfarmen in China stammt.

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US-Präsident Joe Biden hat seinem Geheimdienst den Auftrag erteilt, den Ursprung des Coronavirus aufzudecken. In den vergangenen Wochen wurde erneut über die Theorie spekuliert, SARS-CoV-2 komme aus einem Labor in Wuhan.

Im Interview mit dem Schweizer Online-Magazin Republik erklärt der Coronavirus-Experte Christian Drosten, dass er die Pelzindustrie oder die Karnivorenzucht in China für die plausibelste These zur Herkunft von SARS-CoV-2 hält. Der Virologe erklärt: "Vom jetzigen Sars-2 wurde ich überrascht, weil ich … Ja, also, letztlich, weil ich bis vor kurzem in der naiven Vorstellung lebte, dass der Übergangs­wirt, das waren bei Sars-1 Schleich­katzen und Marder­hunde, dass das im Prinzip kontrolliert ist in China."

Drosten bezieht seine Erkenntnisse auch aus seinen jahrelangen Forschungen zu Sars-1 oder MERS. Das Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV) wurde im April 2012 erstmals auf der arabischen Halbinsel nachgewiesen. Das Virus wurde auch von Kamelen auf den Menschen übertragen.

Nutztiere als Quelle von Sars-Viren

Weil die Übertragung von Fledermäusen auf Menschen selten ist, geht es darum, den Übergangswirt zu finden. Dazu sagt Drosten: "Oft sind das Nutztiere, die in großen Beständen zusammen­gepfercht sind, in denen das Virus hochkochen kann. Mit diesen Tieren interagiert der Mensch anders als mit entfernten Wild­tieren wie Fledermäusen. Nehmen Sie Felltiere. Marder­hunden und Schleich­katzen wird lebendig das Fell über die Ohren gezogen. Die stoßen Todes­schreie aus und brüllen, und dabei kommen Aerosole zustande. Dabei kann sich dann der Mensch mit dem Virus anstecken. Diese Tiere waren bei Sars-1 eindeutig die Quelle. Das ist wissenschaftlich belegt. Für mich war das eine abgeschlossene Geschichte. Ich dachte, dass diese Art von Tier­handel unterbunden worden sei und dass das nie wieder kommen würde. Und jetzt ist Sars zurückgekommen."

In Dänemark - dem weltweit größten Markt für hochwertige Felle - hatte die Regierung im Herbst 2020 entschieden, alle etwa 15 Millionen Nerze zu keulen und die Pelztierzucht vorläufig einzustellen.

Die dänische Regierung hatte vor allem aus der Sorge heraus gegen die Nerze entschieden, weil befürchtet wurde, dass die durch die Tiere verbreitete Variante die Wirksamkeit der Impfstoffe beeinträchtigen könne.

Was sagt Drosten zum Impfen von Kindern?

Der Virologe der Berliner Charité, der auch die deutsche Regierung beraten hat, spricht sich als Vater für die Impfung von Kindern aus. Im Interview mit Republik.ch meint er: "Wie viele Kinder haben nach einer Infektion, wenn sie auch mild ist, noch lange Symptome? Soeben ist eine Studie heraus­gekommen, die zeigt: Ungefähr viereinhalb Prozent der infizierten Kinder haben nach einem Monat noch Symptome wie Geruchs­verlust, Geschmacks­verlust, dauerhafte Müdigkeit. Will man das für sein Kind? Vier Prozent sind nicht wenig. Das andere ist das sogenannte Multi­system-Inflammations­syndrom, das bei einem von ein paar tausend auftritt: eine schwere Erkrankung, die bis zu sechs Monate dauern kann. Aus Eltern­perspektive wäre mein Kind geimpft. Klarer Fall. Dieses Risiko möchte ich nicht."

In Deutschland ist die Impfung von 12- bis 15-Jährigen mit dem Vakzin von BioNTech/Pfizer möglich. Allerdings gibt es weiterhin nicht genug Impfstoff-Dosen für alle, so dass vorrangig Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen geimpft werden.

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