Rolando Villazón: eine verträumte Nachtwandlerin in Paris

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Von Katharina RabillonSabine Sans
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Pretty Yende bezaubert als herzengsute Amina.

Sie gilt als eine der schönsten Rollen der italienischen Romantik: Pretty Yende verzaubert als schlafwandelnde Heldin Amina in Bellinis Meisterwerk "La Sonnambula" am Pariser Théâtre des Champs-Élysées in einer neuen Inszenierung von Rolando Villazón.

Die bescheidene und gutherzige Amina wird zu einer anderen Person, während sie durch die Nacht wandert. Die Oper von Bellini fängt dieses Nachtwandeln mit scheinbar in der Zeit schwebenden Melodien und Arien ein. Rolando Villazón beschreibt sie als "völlig freie" Person, wenn sie schlafwandelt.

Die Sopranistin Pretty Yende schwärmt: "Ich liebe das Licht in ihr, ihre Aufrichtigkeit, nach der ich auch strebe."

Gleichzeitig porträtiert Bellini eine kalte Umwelt, in der zerbrechliche und sanfte Charaktere einen schweren Stand haben.

"Zu der Zeit, als Bellini diese Oper komponierte, war die Idee des Schlafwandelns neu, aufregend", erklärt Rolando Villazón auf der Bühne. "Was wir damit ausdrücken wollen, ist diese Welt des Unterbewusstseins, diese erwachende, chaotische, freie, freudige und auch gefährliche Welt."

Frei in einer starren, strikten Welt

"Figuren wie Amina erinnern uns daran, dass wir als Menschen dazu geboren sind, frei zu sein, zu lieben und über uns hinauszuwachsen", meint die Sopranistin.

Die 1831 uraufgeführte Oper erzählt die Geschichte von Amina, die aufgrund des Schlafwandels in einen Skandal mit ihrem Geliebten Elvino gerät. Rolando Villazóns Interpretation zeigt eine extrem starre und strikte Gesellschaft:

"Wir haben eine Gemeinschaft geschaffen, die sehr strenge Regeln hat", so Rolando Villazón. "Wir spielen in einem minimalistischen Raum, eine Art enges Dorf, das durch diese Wände repräsentiert wird. Es ist ein kaltes Ambiente."

Und Pretty Yende fügt an: "An ihrer Geschichte sieht man, dass es für die Gesellschaft sehr schwer ist, Reinheit, Gutherzigkeit und freigeistige Wesen zu akzeptieren."

Arien, die ins Herz treffen

Bellinis klangvolle Partitur besticht durch ein stimmliches Feuerwerk und Belcanto-Zauber. Die Arie "Ah! perchè non posso odiarti?" ist "eine extrem schwierige Stelle", sagt Tenor Francesco Demuro, "in diesem Moment muss man voller Inbrunst singen und sich von der Musik tragen lassen."

Und Pretty Yende sagt über die Arie "Ah! Non credea mirarti!": "Sie ist so herzensgut, sie sagt: Gran Dio... siehst du nicht meinen Schmerz? Ich vergebe ihm. Auch wenn ich nicht glücklich bin, will ich, dass er es ist. Es ist unglaublich. Diese Arie ist so rein und so tief, sie trifft jeden ins Herz."

Die Aufführungen am Théâtre des Champs-Élysées laufen bis zum 26. Juni.

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