Otto-Boykottaufruf: Wir gendern *und du musst nicht bei uns bestellen

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Von Euronews mit RND, Twitter
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Beim Versandhaus Otto sorgt ein Gendersternchen für Aufregung. Während ein Teil der Kund:innen zum Boykott aufruft loben andere das Unternehmen für seine selbstbewusste Reaktion im Netz.

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Beim Versandhaus Otto sorgt ein Gendersternchen für Aufregung. Während ein Teil der Kund:innen zum Boykott aufruft, loben andere das Unternehmen für seine selbstbewusste Reaktion im Netz.

Die Kommunikationsabteilung der Otto Group in Hamburg wollte wohl eigentlich nur souverän den Boykottaufruf eines Twitter-Nutzers kontern. Der User hatte sich über ein verwendetes Gendersternchen geärgert und geschrieben, er wolle deshalb künftig nur noch beim Konkurrenten Amazon einkaufen.

"Stimmt, so einfach ist das: Wir gendern. Und du musst nicht bei uns bestellen. ;)", lautete die Antwort des Unternehmens in einem Tweet.

Die Frage ist jetzt, ob das nicht nach hinten losgegangen sein könnte, denn in den sozialen Medien tobt seitdem ein wütender Mob, der Otto Überheblichkeit vorwirft. "Otto" ist Top-Thema bei Twitter und angeblich sollen schon einige Kund:innen ihren Account bei dem Versandhändler gelöscht haben.

Otto verwendet gendersensible Sprache seit 2019

"Wir sind überrascht von der Kritik", teilte Otto-Sprecher Frank Surholt gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) mit. Aber es sei jedem freigestellt, wie er das finde. Das Unternehmen verwende seit 2019 gendersensible Sprache. "Wenn man sich dafür entschieden hat, steht man dazu, das tun wir.", so der Otto-Sprecher.

Auch die rechtspopulistische AfD nutzt die aktuelle Diskussion gerne, um auf den Zug aufzuspringen und sich zu positionieren. Die Partei wollte in der Vergangenheit die Verwendung geschlechtergerechter Sprache in den Schriftstücken des Bundestags verbieten.

Ausgangspunkt war eine Folge der Podcast-Reihe "O-Ton", die Otto regelmäßig produziert und auf Twitter beworben hatte. In der Folge ging es um die Zusammenarbeit von Beschäftigten im Büro und im Homeoffice. In dem Ankündigungstext sprach das Unternehmen von "Kolleg*innen".

Aber es gibt auch Lob für die konsequente Kommunikation von Otto. Einige werfen denen, die zum Boykott des Unternehmens aufrufen, eine Doppelmoral vor und verweisen auf Konkurrenzen wie Amazon, die wegen schlechter Arbeitsbedingungen in der Kritik stehen.

Laut Otto, war das Unternehmen vor drei Jahren eines der ersten größeren, das die gendersensible Sprache eingesetzt hat. Mittlerweile nutzt knapp jedes dritte deutsche Unternehmen genderneutrale Sprache. Das geht aus einer Umfrage des Personaldienstleisters Randstad und des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in München hervor.

Die Gruppe hatte zuletzt während der Corona-Pandemie profitiert. Im März teilte das Hamburger Unternehmen mit, seinen Umsatz 2020/21 mit 4,5 Milliarden Euro um 30 Prozent gesteigert zu haben. Erstmals war auch die Marke von zehn Millionen Onlinekund:innen geknackt worden.

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