An diesem Samstag ist 4100 Menschen die Flucht aus der umzingelten Hafenstadt Mariupol in der Südukraine geglückt. Bürgermeister Vitali Klitschko inspizierte die Kiewer Verteidigungslinie an vorderster Front.
Zeugnisse der zerstörerischen Luftangriffe: Die Bilder aus der seit Wochen besonders hart umkämpften Hafenstadt Mariupol gleichen den Zuständen anderer ukrainischer Großstädte. Nach der vielerorts schleppend verlaufenden Bodenoffensive scheinen nun Luftangriffe eine strategisch größere Bedeutung zu bekommen.
Wieviele Schutzsuchende unter der Ruine des Theaters von Mariupol nach dem Luftangriff vom Mittwoch verschüttet sind, ist immer noch nicht klar. Der Hauptgrund: Rettungskräfte können gar nicht zu dem Ort vordringen, der durch riesige Schriftzüge auch für Flugzegbesatzungen deutlich sichtbar als Aufenthaltsort von Kindern gekennzeichnet war.
Die Schätzungen reichen von mehreren hundert bis zu tausend Zivilisten, die in dem Theater Zuflucht gesucht und nun womöglich den Tod gefunden haben könnten. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba bezeichnete die Attacke auf Twitter als "unmenschliches Kriegsverbrechen". Und erkritisierte multinationale Konzerne für die Fortsetzung ihrer Tätigkeuiten in Russland.
**Straßen- und Häuserkämpfe **
Praktisch niemand kann zu der Theaterruine vordringen, weil es in Teilen Mariupols bereits zu Straßenkämpfen kommt. Die Verteidiger sind nicht nur zahlenmäíg unterlegen. Nach übereinstimmenden Bwerichten sind mehrere, wenn nicht diemeisten Stadtteile von der Strom-, Wasser- und Lebensmittelversorgung abgeschnitten. Auch den Zugang zum Asowschen Meer hält die russische Armee beziehungsweise prorussische Truppen aus dem Donbas besetzt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, wenn Russland jetzt nicht gestoppt würde, würden andere Aggressoren andere Kriege beginnen.
Klitschko an vorderster Front
Auf Häuserkampf im Stadtgebiet bereitet sich auch Kiew vor. Bürgermeister Vitali Klitschko ließ es sich nicht nehmen, die städtischen Verteidigungslinien zu begutachten. Einen kleinen diplomatischen Fortschritt bedeutet die ukrainisch-russische Einigung auf zehn Fluchtkorridore für die Zivilbevölkerung, vier davon in der Region Kiew, die anderen in Luhansk und Mariupol. Menschen aus Mariupol treffen dann im Idealfall in Saporischschja ein, dem zentralen Anlaufpunkt für Notleidende aus dem Südosten der Ukraine. An diesem Samstag konnten sich nach ukrainischen Angaben 4100 Menschen aus der Hafenstadt in Sicherheit bringen.
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bereits 3,2 Millionen Menschen aus der Ukraine ins Ausland geflohen. Weitere 6,5 Millionen Menschen seien Binnenflüchtlinge.