Der Friedhof von Kiew zeigt das Leid der Familien in der Hauptstadt der Ukraine. Eine Reportage von Anelise Borges.
Es sind qualvolle Tage für die Familie von Jurij Schabadasch. Es hat mehr als ein Woche gedauert, bevor es den Angehörigen gelang, die sterblichen Überreste des 59-Jährigen zu bergen, der bei Irpin im Kampf gefallen war.
Sein Sohn Artem spricht von Rache. Und er sagt, dass er keine andere Wahl habe, als in diesem Krieg zu kämpfen.
Artem Schabadasch ist wütend: "Wir haben diesen Krieg nicht begonnen, aber wir werden ihn beenden. Die Russen wollen keinen Nahkampf. Sie sind Feiglinge. Hörst du das? Die Sirenen... das bedeutet, dass sie wieder angefangen haben, uns zu bombardieren."
Der Stadtfriedhof in Kiew zeigt die aktuelle Eskalation des Krieges, der nach Ansicht vieler hier nicht erst vor einem Monat, sondern schon vor 8 Jahren begonnen hat, als Russland die Krim annektierte und begann, Rebellen im Osten zu unterstützen.
Seitdem sind nach Angaben der ukrainischen Regierung mehr als 14.000 Menschen ums Leben gekommen.
Aber am 24. Februar erreichte der Konflikt eine andere Dimension.
Ein Geschäftsmann erklärt bei der Beerdigung: "Dies ist ein Krieg, nicht einmal für die Freiheit. Es ist ein Krieg um unser Überleben. Denn wenn wir diesen Krieg verlieren, werden wir wahrscheinlich alle von den Russen getötet, weil sie die Ukraine nicht als unabhängig anerkennen."
Während der Trauerfeier gibt es auch Parolen zum Weiterkämpfen.
Ein Kämpfer im Freiwilligenbatallion sagt: "Es hat wohl auch mit fehlendem Glauben zu tun. Denn wenn wir glauben würden, wie wir glauben sollten, würden wir Russland vernichten, wir würden Russland zerstören, wir würden den Kreml zerstören. Aber jetzt wehren wir uns nur in unserem Gebiet, weil uns der Glaube fehlt. Wir sind schwach im Glauben."
Die ukrainische Hauptstadt Kiew bleibe "Russlands primäres militärisches Ziel" - heißt es im Westen.
Und viele warnen vor noch tödlicheren Taktiken der russischen Truppen.
Die diplomatischen Bemühungen haben bisher kaum etwas gebracht - und die Zahl der Opfer des Krieges steigt weiter an.