Entsetzen über hunderte Tote in Butscha in der Ukraine: "Massaker wie in Srebrenica"?

Tote in den Straßen von Butscha bei Kiew in der Ukraine
Tote in den Straßen von Butscha bei Kiew in der Ukraine Copyright Vadim Ghirda/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews mit AP, AFP
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EU-Ratspräsident Charles Michel spricht von "Gräueltaten von Russlands Armee", Bundeskanzler Olaf Scholz fordert Aufklärung, nachdem fast 300 Tote in Butscha bei Kiew in der Ukraine gefunden wurden.

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Verstörende Bilder aus Butscha bei Kiew: Viele Tote liegen auf den Straßen.

Human Rights Watch fordert sofortige Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen, das Verteidigungsministerium der Ukraine spricht von einem "neuen Srebrenica" in Butscha (auch: Bucha). Laut dem Bürgermeister der Stadt mit etwa 27.000 Einwohnern im Nordwesten von Kiew wurden mehr als 280 Menschen in Massengräbern beerdigt.

Viele Tote - in Zivil und zum Teil gefesselt - wurden entdeckt, als die ukrainische Armee nach dem Rückzug der russischen Truppen Butscha erreichte. Unter den Toten ist laut Bürgermeister Anatoly Fedoruk auch ein 14 Jahre alter Junge.

"Willkürliche Hinrichtungen"?

Die Menschen wurden offenbar durch Schüsse in den Kopf oder in den Rücken getötet.

Das ukrainische Verteidigungsministerium postete ein Video mit verstörenden Bildern der Leichen in den Straßen von Butscha. Kiew schreibt auch von "willkürlichen Hinrichtungen".

EU-Ratspräsident Charles Michel zeigte sich schockiert von den "erschütternden Bildern der Gräueltaten", die die russische Armee begangen habe, und sprach von einem "Massaker" in Butscha.

Viele fordern angesichts der schrecklichen Bilder aus Butscha ein Ende der Gaslieferungen aus Russland in die EU - so der ehemalige belgische Regierungschef Guy Verhofstadt.

Russland spricht von "fabrizierten Bildern"

Das Verteidigungsministerium in Moskau gab am Sonntagnachmittag bekannt, die russischen Truppen hätten sich am 30. März komplett aus Butscha zurückgezogen. Die Bilder der Toten seien "danach fabriziert worden".

Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium auf Telegram einen Beitrag mit dem Titel "Krieg den Fake News" erneut gepostet. Allerdings erntete diese Post sofort Kritik.

Ukrainische Behörden meldeten, dass in der Region Kiew die aus Motyzhin entführte Lokapolitikerin Olga Sukhenko und ihr Mann tot aufgefunden wurden.

Die stellvertretende Ministerpräsidentin der Ukraine erklärte, die Regierung habe wegen verschwundener Zivilisten bereits an die UN und andere internationale Instanzen appelliert.

An diesem Sonntag, den 3. April 2022, werden - so Iryna Werschtschuk - elf Ortsvorsteher in den Regionen Kiew, Cherson, Saporischschja, Mykolaiw und Donezk gefangen gehalten.

Die ukrainischen Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge die komplette Kontrolle über die Hauptstadtregion zurückgewonnen.

Russlands Armee konzentriert ihre Angriffe auf den Süden und den Osten der Ukraine.

HINTERGRUND: Im bosnischen Srebrenica waren im Bosnienkrieg im Juli 1995 mehr als 8.000 Jungen und Männer (im Alter zwischen 13 und 78 Jahren) von der Armee der Republika Srpska - angeführt von Ratko Mladic - ermordet worden.

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