Der Ukraine-Krieg sorgt für weltweite Speiseöl-Engpässe

Speiseöl-Rationierungen im Supermarkt
Speiseöl-Rationierungen im Supermarkt Copyright Alastair Grant/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved
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Von Katharina Sturm
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Als Folge der Pandemie und des Ukraine-Kriegs steigen die Preise für Weizen und Speiseöl in die Höhe. Es gibt weltweit Engpässe. Besonders die ohnehin von Hunger geplagten Länder sind auf die Importe aus der Ukraine angewiesen.

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Das Istanbuler Restaurant Tarihi Balikca, versucht seit Beginn der Pandemie die steigenden Kosten für das Sonnenblumenöl, das es zum Frittieren von Fisch, Kalamari und Muscheln verwendet, aufzufangen. Doch Anfang April, als die Ölpreise fast viermal so hoch waren wie 2019, musste das Restaurant schließlich seine Preise erhöhen.

Mahsun Aktas ist Kellner und Koch bei Tarihi Balikca und erzählt, dass sie erst versucht haben sich gegen die Preiserhöhungen zu wehren. Sie hofften, dass sich der Markt bald verbessern und sich die Preise bald stabilisieren würden. Als sie sahen, dass es keine Verbesserungen gab, mussten sie schließlich die Preise für ihre Gerichte erhöhen. Nur so sei es ihnen möglich die erhöhten Kosten für das Speiseöl auszugleichen.

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Mahsun Aktas im Restaurant Tarihi BalikcaFrancisco Seco/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved

Dieses Jahr hätten sie zum ersten Mal erlebt, dass ihre Kunden umkehrten, als sie den erhöhten Preis für das traditionnelle türkische Fast-Food-Gericht "Balik Ekmek" ("Fisch-in-Brot") sahen, sagte Aktas. In den vergangenen Jahren hätten ihre Kunden nichts zu der Preiserhöhung gesagt. Aber dieses Jahr sei alles anders. Der Kunde könne es sich einfach nicht mehr leisten, so Mahsun Aktas.

Der Ukraine-Krieg hat Auswirkungen auf Lebensmittelpreise auf der ganzen Welt. In der EU kommen fast 90% der Sonnenblumenöl-Importe aus der Ukraine. Auch in Deutschland stehen die Regale leer, wo normalerweise das Speiseöl sein müsste. Auf sozialen Medien zeigen Kunden Bilder von den leeren Gängen und den Rationierungs-Schildern, die darauf aufmerksam machen, dass jeder Kunde nur eine bestimmte Anzahl an Speiseöl pro Haushalt kaufen kann.

Während bisher in Deutschland "nur" die Preise in die Höhe schießen, sind Länder wie Jemen, Syrien und Libanon durchaus stärker durch die Engpässe betroffen. Diese Länder sind ohnehin schon von Hunger geplagt undd sind vor allem auf Weizenimporte aus der Ukraine angewiesen. 

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Eine Frau schöpft nach der Verteilung durch die Relief Society of Tigray in Äthiopien Portionen von Weizen, die an wartende Familien verteilt werdenBen Curtis/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved

Circa ein Drittel der weltweiten Weizenexporte kommen aus Russland und der Ukraine. In Ländern wie Ägypten, Indonesien, Nigeria und Sudan leben Millionen Menschen, die von Ernährungsunsicherheit betroffen sind. Russland und die Ukraine sind wichtige Handelspartner für diese Länder.

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Eine Frau brät Kartoffeln in KeniaKhalil Senosi/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.

Der Ukraine-Krieg treibt also nicht nur die Preise für Lebensmittel in die Höhe, sondern sorgt zusätzlichfür eine deutliche Zunahme an hungernden Menschen. Auch die Welthungerhilfe geht davon aus, dass die Zahl der Hungernden deutlich steigen wird.

Gro Intelligence ist ein Unternehmen, das globale Landwirtschaftsdaten liefert und Prognosemodelle erstellt. Steve Mathews ist der stellvertretende Leiter der Forschung des Unternehmens und erklärt, dass die Situation von Speiseöl der allgemeinen Lebensmittelsituation in der Welt entspräche. Die Preise seien bereits seit etwa einem Jahr sehr stark gestiegen - bei einigen Pflanzenölen um bis zu 40%. Im Falle von Sonnenblumenöl könne man es wegen des Ukraine-Kriegs nicht einmal bekommen, wenn man es möchte. Es sei wichtig zu wissen, dass die Preisentwicklungen bereits vor dem Kreig bestanden, aber der Krieg habe die Lage auf jeden Fall zusätzlich verschlimmert, so Mathews.

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