Taliban zwingt Nachrichtensprecherinnen dazu ihr Gesicht zu verdecken

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afghanische Nachrichtensprecherin Copyright Ebrahim Noroozi/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Katharina Sturm
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In einer neuen Vorschrift der Taliban-Regierung, werden afghanische Nachrichtensprecherinnen dazu gezwungen ihr Gesicht im Fernsehen zu verdecken. Einige Nachrichtenagenturen wehrten sich vergebens.

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Ein weiterer Rückschlag für die Frauenrechte in Afghanistan: Die afghanische Taliban-Regierung hat allen weiblichen Nachrichtensprecherinnen verboten ihr Gesicht im Fernsehen zu zeigen. Nach Ankündigung der neuen Vorschrift, hatten sich noch einige Sender dagegen gewehrt, jedoch bedecken mittlerweile fast alle Moderatorinnen und Sprecherinnen ihr Gesicht.

Sonia Niazi ist Nachrichtensprecherin für TOLOnews und erklärt, dass sie bereits vor der Taliban-Regierung sowohl auf dem Bildschirm, als auch außerhalb einen Hidschab getragen habe. Was sich jetzt ändert, sei diese Art von Hidschab, der auch das Gesicht bedeckt und das Tragen einer Maske. Das habe keine islamische Rechtfertigung mehr und gehöre nicht zu ihrer Kultur, so Niazi. Die Taliban-Regierung würde von außen versuchen ihnen eine Kultur aufzuzwingen und sie nötigen einen Vollschleier zu tragen. Das sei ein Problem, sagte die Nachrichtensprecherin.

Khpolwak Sapai, Direktor von TOLOnews, dem wichtigsten privaten Nachrichtensender Afghanistans, teilte auf sozialen Medien Bilder seiner weiblichen Mitarbeiter mit verdecktem Gesicht: "Wir sind heute zutiefst betrübt", schrieb der erfahrene Journalist, der wie alle seine Kollegen als Zeichen der Solidarität Masken trug.

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Fernsehmoderator Nesar Nabil trägt eine Gesichtsmaske, um gegen die neue Anordnung der Taliban zu protestierenEbrahim Noroozi/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.

Zwar haben sich am ersten Tag nach Einführung der neuen Vorschrift alle weiblichen Medienangestellte an die Anordnung gehalten, jedoch warnte ein Sprecher der Taliban, dass bei Vorstößen auf die zuvor angekündigten Maßnahmen zurückgegriffen werden muss:

Verstößt eine weibliche Bedienstete gegen die Anordnung, so wird sie automatisch entlassen. In allen anderen Fällen wird zunächst ein Vormund oder ein männliches Familienmitglied benachrichtigt, und wenn sie weiterhin gegen die Anordnung verstößt, wird sie als Zeugin vorgeladen, kann "drei Tage lang festgehalten" und als letztes Mittel "dem Gericht zur Bestrafung übergeben" werden.

Frauen müssen laut Taliban ohnehin außerhalb des Hauses das Gesicht bedecken. Bei Zuwiderhandlung wird der Vater oder der engste Verwandte der Frau inhaftiert oder aus dem Staatsdienst entlassen.

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Frauen warten auf Essensausgabe im VollschleierEbrahim Noroozi/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.

Die neue Vorschrift ist nur eine von Vielen, die als Folge eines harten Kurswechsels der Taliban eingeführt wurde. Die Befürchtungen, dass die Taliban schon bald verschärfte Restriktionen einführen wird, haben sich damit bestätigt.

Seit der Machtübernahme durch die Taliban Mitte August werden die Rechte der Frauen immer mehr eingeschränkt, zum Beispiel durch die Schließung von Schulen für Mädchen, das Verbot für viele Frauen, arbeiten zu gehen, und die Vorschrift, dass sie auf Reisen von einem männlichen Familienmitglied begleitet werden müssen.

Dies steht im Widerspruch zu den anfänglichen Erklärungen der Taliban, die versprachen, die Rechte der afghanischen Frauen zu respektieren. Die Realität für die Frauen in Afghanistan ähnelt immer mehr der Ära des ersten Taliban-Regimes zwischen 1996 und 2001, als sie in ihren Häusern eingesperrt waren, ohne die Möglichkeit zu studieren oder zu arbeiten.

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