Präsidentschaftswahl in Kolumbien: Erstmals könnte ein Linker gewinnen

Präsidentschaftskandidat Gustavo Petro
Präsidentschaftskandidat Gustavo Petro Copyright Fernando Vergara/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Katharina Sturm
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Bei Kolumbiens erster Runde der Präsidentschaftswahl könnte zum ersten Mal ein bekennender Linker gewinnen - Gustavo Petro. Der ehemalige Bürgermeister von Bogotá und Ex-Guerillero ist für Viele die Hoffnung auf Wandel.

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In Kolumbien findet am heutigen Sonntag die erste Runde der Präsidentschaftswahl statt. Zum ersten Mal in der Geschichte des von Gewalt und Ungleichheit geplagten Landes könnte ein bekennender Linker gewinnen. Gustavo Petro ist ehemaliger Bürgermeister von Bogotá und Ex-Guerillero und für Viele die Hoffnung auf Wandel.

Rund 40% der 50 Millionen Menschen in Kolumbien leben in Armut. Das Land hat nach Angaben der Weltbank eine der größten Einkommensungleichheiten der Welt. Ein Jahr nach der brutalen Niederschlagung von Straßenprotesten gegen Armut durch Sicherheitskräfte setzen  viele Wähler ihre Hoffnungen auf Gustavo Petro. Mit dem Versprechen, eine ganze Reihe sozialier Missstände zu beheben, liegt der 62-Jährige Meinungsumfragen zufolge in Führung. Sein Konkurrent Federico Gutierrez, der eine Allianz rechter Parteien vertritt, liegt auf dem zweiten Platz.

Der Wahlkampf wurde von Betrugsverdacht überschattet, nachdem bei einer Vorwahlrunde im März Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung gemeldet wurden. Sowohl Petro, als auch Gutierrez haben beide Morddrohungen erhalten, ebenso wie die Kandidatin der Linken, Francia Marquez, die die erste schwarze Vizepräsidentin Kolumbiens werden könnte. Im 20. Jahrhundert wurden in Kolumbien fünf Präsidentschaftskandidaten von Gegnern, Drogenhändlern oder paramilitärischen Gruppen ermordet.

Fernando Vergara/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.
Anhänger des Präsidentschaftskandidaten Gustavo Petro bei einer Wahlkampfveranstaltung in FusagasugaFernando Vergara/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved.

Michael Shifter, ein leitender Mitarbeiter des Think-Tanks "Inter-American Dialogue" nennt dies eine "Wahl des Wandels in Kolumbien". Es gebe viel Frustration und Wut in Kolumbien, sagte Shifter. Er glaubt, dass Gustavo Petro daraus Kapital geschlagen hat.

Aber in einem Land, das von einer tief verwurzelten Angst vor der politischen Linken geprägt ist war der Widerstand gegen Petro groß. Die politische Linke wird in Kolumbien mit Guerrillagruppen in Verbindung gebracht, die jahrzehntelang Elend gesät haben. Petros Rivalen versuchen ihn als radikalen Populisten darzustellen. Sogar die obersten Militärs haben ihr verfassungsmäßig vorgeschriebenes politisches Schweigen gebrochen, um vor einer vermeintlichen linken Bedrohung zu warnen.

Analysten zufolge werden vor allem die jungen Menschen - die Umfragen zufolge tendenziell für Petro stimmen werden - für den Ausgang der Wahl am Sonntag entscheidend sein. Allerdings neigen sie in einem Land, in dem die allgemeine Wahlenthaltung bei etwab 50% liegt, dazu, die Wahllokale zu meiden.

Da keiner der Bewerber im ersten Stimmgang die absolute Mehrheit erreichen dürfte, ist eine Stichwahl wahrscheinlich. Diese würde am 19. Juni zwischen den beiden Spitzenkandidaten stattfinden.

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