Keine Angst in Suwalki: Russischer Angriff "unwahrscheinlich"

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Von Magdalena Chodownik mit dpa
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Der Suwalki-Korridor, auch Suwalki-Lücke genannt, ist sicher. Das sagen Experten und die Präsidenten Polens und Litauens.

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Der Suwalki-Korridor, auch Suwałki-Lücke genannt, an der polnisch-litauischen Grenze gilt derzeit als einer der gefährdetsten Orte der Welt.

Einige Analysten sagen, wenn Moskau den Krieg ausweiten wollte, dann würde es dort passieren. Denn der Korridor liegt zwischen Kaliningrad und Belarus und trennt die drei baltischen Länder von ihren westlichen Verbündeten.

Jaroslaw Zmijewski ist Mitglied im Schützenverein von Sejny nahe der polnisch-litauischen Grenze: "Diese Situation, die sich jetzt in der Ukraine entwickelt, hat die Menschen veranlasst, darüber nachzudenken, wie sie sich verteidigen können. Das Interesse, Mitglied bei uns im Schützenverein zu werden und schießen zu lernen, ist größer als zuvor. Wir heben jetzt noch keine Schützengräben aus. Wir beobachten - Hubschrauber fliegen, Militärautos fahren... Wir - arbeiten. Wenn wir gezwungen werden, dann müssen wir uns wehren. Möge dies nicht geschehen. Aber je mehr Menschen wissen, wie es geht, ...vielleicht fühlen sie sich zumindest mental besser. Es ist besser, auf das Schlimmste vorbereitet zu sein, als nicht vorbereitet zu sein."

Kommunalpolitiker hingegen befürchten, dass Spekulationen um die Zukunft und die Sicherheit der Region nur Schaden anrichten.

Czeslaw Renkiewicz, Bürgermeister von Suwalki: "Diese Bedrohung, über die wir sprechen, ist nur hypothetisch, und wir möchten, dass dies so bleibt. Darüber zu reden, das wirkt sich negativ auf Investitionen aus. Leider werden schon in diesem Sommer weniger Touristen zu uns kommen. Wir wollen auf alle Fälle keine Panik. Wir stehen unter dem Schutz der polnischen Armee und verbündeter NATO-Truppen. Sie sind nicht weit von der Suwalki-Lücke weg, und im Falle eines Konflikts denke ich, dass unsere Armee zusammen mit den Verbündeten diesen Angriff zurückschlagen kann."

Experten halten einen Angriff Russlands hier für militärisch schwer umsetzbar.

Agnieszka Legucka vom Institut für Internationale Angelegenheiten PISM in Warschau: "Seit vielen Jahren wird der Korridor als der schwächste Punkt angesehen, wenn es um die Ostflanke geht. Wir können keine Szenarien ausschließen, aber ich denke, dass es für Russland sehr schwierig sein wird, gleichzeitig an zwei Fronten zu sein, insbesondere da die Nato dann involviert würde, daher ist ein Angriff Russlands sehr unwahrscheinlich."

Die östlichen Grenzen Polens, die auch die östlichen Grenzen der Europäischen Union sind, kämpfen mit den Problemen der Nachbarn im Osten, der Krieg in der Ukraine und die Migrantenkrise. Ein Angriff hier würde einen offenen Krieg zwischen Russland und der Nato auslösen.

Die Präsidenten Polens und Litauens haben im Grenzgebiet zur russischen Exklave Kaliningrad die Verteidigungsbereitschaft ihrer Länder hervorgehoben. Viele Menschen würden sich heute fragen, ob die von der Nato als Suwalki-Lücke bezeichnete Region sicher sei, sagte Polens Präsident Andrzej Duda am Donnerstag nach einem Besuch bei der Multinationalen Division Nord-Ost im polnischen Szypliszki. "Sie ist sicher, und das liegt daran, was man hier heute beobachten kann: den täglichen, ruhigen, aber absolut wachsamen Dienst der polnischen, litauischen und Nato-Soldaten."

Mit der geplanten Verstärkung der Ostflanke der Nato werde sich die Zahl der in der Region stationierten Soldaten von derzeit 40.000 auf 300.000 erhöhen.

Als Suwalki-Lücke bezeichnet die Nato einen Korridor auf polnischem und litauischem Gebiet zwischen Belarus und Kaliningrad. Mit dessen Einnahme könnte Russland die Baltenstaaten von den übrigen Nato-Ländern abschneiden. Benannt ist der Korridor nach dem polnischen Ort Suwalki.

Litauen hat wegen der Sanktionen der EU im Zuge von Russlands Krieg gegen die Ukraine den Warentransit nach Kaliningrad eingeschränkt.

Betroffen sind etwa Luxusgüter und Stahlerzeugnisse, die einen Großteil der blockierten Waren ausmachen. Andere Güter und auch Passagiere könnten das Land weiter durchqueren.

Der Kreml drohte dem Baltenstaat mit "praktischen" Gegenmaßnahmen und stellte Litauens Staatsgrenze infrage. In russischen Talkshows wurde die Eroberung eines Korridors nach Kaliningrad gefordert. Dies schürte in der Region Ängste vor einer russischen Aggression.

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