Die Wirtschaftskrise in Süditalien ist ein langfristiges Problem

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Von Giorgia Orlandi
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In Sizilien sollen Investitionen in die Infrastruktur das Wirtschaftswachstum fördern.

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Im Süden Italiens versteht man, warum das Land den größten Anteil der EU-Aufbaumittel erhält. Aber reichen sie aus, um die Kluft zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden zu schließen? In Sizilien sollen Investitionen in die Infrastruktur das Wirtschaftswachstum fördern. Die Gelder werden in erster Linie für die Fertigstellung längst überfälliger Projekte verwendet, wie für diese seit langem geplante Eisenbahnlinie, die wichtige Städte in der Region verbinden soll. Aber zusätzliche Mittel sind nötig, um allen Anforderungen gerecht zu werden.

"Einerseits gibt es nicht genügend Fachleute für die Bearbeitung und Verwaltung der Fonds, die Kommunen müssen sich irgendwie organisieren, andererseits reichen die nationalen Sanierungsmittel nicht aus, um den gesamten Bedarf im Infrastrukturbereich zu decken, anders als ursprünglich geplant",  erklärt Marco Falcone, Beauftragter für Infrastruktur in der Region Sizilien. "Wenn Straßen und Autobahnen außen vor bleiben und die Maßnahmen nur einen Teil des Schienennetzes betreffen, besteht die Gefahr, dass das Ziel nicht erreicht wird."

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Marco Falcone, Beauftragter für Infrastruktur in der Region Sizilieneuronews

Über 230 Millionen Euro wurden hauptsächlich in die Renovierung von Wohnungen in der gesamten Region investiert, wie im Speckviertel von Catania. 

Zu den Projekten, die mit Mitteln aus dem europäischen Aufbauplan finanziert werden, gehören auch von der Mafia beschlagnahmte Gebäude wie dieses hier. Es war in den Achtziger Jahren ein Supermarkt, der einem der mächtigsten Mafiafamilien gehörte. Es soll in eine Einrichtung zur Unterstützung einkommensschwacher Familien umgewandelt werden. Die Wiederbelebung der über 600 Quadratmeter großen Fläche wird der lokalen Wirtschaft helfen. 

"Dieser Ort ist ein Symbol des Kampfes gegen die Mafia, wo wir viele bedürftige Einwohner aus dieser Gegend unterstützen werden", sagt Michele Cristaldi, stellvertretender Bürgermeister von Catania und unter anderem zuständig für beschlagnahmtes Mafiavermögen. "Hier gibt es immer noch kriminelle Organisationen, die junge Leute anwerben, die dann ebenfalls kriminell werden."

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Michele Cristaldi, stellvertretender Bürgermeister von Cataniaeuronews

Aber wie der Professor für politische Ökonomie Maurizio Caserta von der Universität Catania erklärt, geht es nicht nur um Quantität:

"Das Problem ist, was man mit diesen Geldern konkret macht. Das erfordert Planungskompetenz, klare Regeln und Transparenz in den Verfahren der öffentlichen Verwaltung - all diese Aspekte fehlen hier. Eine Überweisung reicht nicht aus, das ist nur der Anfang und wir müssen der EU zeigen, dass wir der Aufgabe gewachsen sind."

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Professor für politische Ökonomie Maurizio Caserta von der Universität Cataniaeuronews

Die Wirtschaftskrise in Süditalien zu lösen ist eine langfristige Aufgabe, die weit über das nationale Konjunkturprogramm hinausgeht.

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