Das größte internationale Comicfestival Frankreichs wurde abgesagt, nachem der Autor Bastien Vivès Drohungen erhalten hatte. Vivès wird vorgeworfen, in seinen Werken Kinderpornographie und Inzest zu verherrlichen.
Das größte internationale Comicfestival Frankreichs hat heute angekündigt, die dem Autor Bastien Vivès gewidmete Ausstellung abzusagen, nachdem dieser Gewaltandrohungen erhalten hatte. Dem Comicautor wird vorgeworfen, in seinen Werken Kinderpornographie und Inzest zu verherrlichen.
„Es wurden physische Drohungen gegen Bastien Vivès geäußert. Es ist für die Veranstaltung deshalb nicht vorstellbar, dass das Programm ein solches Risiko für einen Autor und möglicherweise in einigen Wochen auch für die Festivalbesucher darstellen könnte“, teilten die Organisatoren des "Festival International de la Bande Dessinée" (FIBD) in einer Pressemitteilung via Twitter mit.
Das Festival in Angoulême im Südosten Frankreichs gilt als eines der wichtigsten Ereignisse der Comicwelt. Die Ausstellung „In den Augen von Bastien Vivès“ („Dans les yeux de Sebastien Vivès) sollte es eigentlich Ende Januar eröffnen.
Doch schon vor der offiziellen Absage wurde Kritik gegen den 38-jährigen Autor laut. Eine Online-Petition hatte das Comicfestival aufgefordert, „die Ausstellung von Bastien Vivès, die Pädokriminalität und Inzest verherrlicht, aus dem Programm zu nehmen und für eine Programmgestaltung zu sorgen, die den Kampf gegen sexuelle Gewalt berücksichtigt“. Die Petition wurde bereits von mehr als 100.000 Menschen unterschrieben und von Arnaud Gallais ins Leben gerufen. Gallais hat die Bewegung "BeBrave France" gegründet, die sich gegen Inzest und sexuelle Gewalt gegen Kinder einsetzt.
Festivalleitung spricht ihre Unterstützung für Vivès aus
Die Festivaldirektion hielt trotzdem daran fest, das Programm nicht ändern zu wollen. Erst als Vivès Drohungen erhalten hatte und Mitglieder des Festivalteams eingeschüchtert worden waren, wurde die Ausstellung abgesagt. Diese neuen Tatsachen hätten die Situation radikal verändert: Aus diesem Grund sei es für die Veranstaltung nicht möglich, sich vorzustellen, dass ihre Programmgestaltung ein solches Risiko für den Autor „und möglicherweise in einigen Wochen auch für ihre Festivalbesucher bedeuten könnte“, teilten die Organisatoren mit.
Die Leitung sprach ihre Unterstützung für Vivès aus, der zahlreiche Preise von unabhängigen Jurys gewonnen hat. In seinen Werken „Les Melons de la colère“ (2011), sowie „La Décharge mentale“ und „Petit Paul“ (2018) beschreibt der Comicautor sexuelle Beziehungen zwischen Minderjährigen und Erwachsenen. In dem Werk „Une Soeur“, dessen Adaption gerade in den Kinos läuft (Falcon Lake), geht es um einen 13-jährigen Jungen, der während eines Urlaubs am Meer Sex mit einem 16-jährigen Mädchen hat.
Kritiker von Bastien Vivès wiesen außerdem auf frühere Stellungnahmen hin: "Inzest, das macht mich total an", sagte Vivès 2017 in einem Interview mit der Zeitschrift Madmoizelle. Für seine Verteidiger war es offensichtlich, dass er scherzte.
Trotz den Vorwürfen gegen Vivès, Kinderpornographie und Inzest zu verherrlichen, drückt die Festivaldirektion ihre Unterstützung aus: „Das Festival ist der Ansicht, dass das Werk von Bastien Vivès in seiner Gesamtheit unter die Meinungsfreiheit fällt, und es dem Gesetz obliegt, die Grenzen in diesem Bereich zu ziehen, und der Justiz, sie durchzusetzen“.
Kritik auf Twitter
Auf Twitter sorgte die Entscheidung der Festivaldirektion für hefitge Kritik. Die Aktivistin Caroline de Haas schrieb, dass es eine politische Entscheidung sei, Vivès im Rahmen des wichtigsten Comicfestivals zu würdigen.
Auch die Politologin und Aktivistin Fatima Ouassak äußerte sich kritisch: „In Frankreich werden jedes Jahr Zehntausende von Kindern vergewaltigt. Vergewaltigt von Erwachsenen, die das nicht schlimm finden, einvernehmlich, schön, romantisch, abgehoben, hip, libertär, subversiv.“ Die Institutionen tragen also eine große Mitverantwortung, so Ouassak.
Eine Comicautorin machte darauf aufmerksam, dass Vivès kein Einzelfalll sei und die französische Comicbranche noch sehr viel mehr „Abschaum“ schütze.
Sie forderte, dass mehr Autorinnen eine Plattform gegeben werden solle.