"Ein Vater, der deine Mutter tötet, ist kein Vater": Waisen sind die vergessenen Opfer

Femen-Demo gegen Gewalt gegen Frauen in Madrid Ende Januar
Femen-Demo gegen Gewalt gegen Frauen in Madrid Ende Januar Copyright Manu Fernandez/AP Photo
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Von Jaime Velázquez
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Erst seit 2015 werden Waisen als direkte Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt in Spanien anerkannt. Seitdem laufen Bemühungen, ihnen Zugang zu einer würdigen Waisenrente zu verschaffen.

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Joshua Alonso gehört zu den vergessenen Opfern häuslicher Gewalt. Vor sechs Jahren starb seine Mutter unter den Schlägen ihres Ex-Mannes. Seitdem kümmert er sich um seinen kleinen Bruder.

Die beiden gehören zu den 391 Waisen seit 2013 wegen häuslicher Gewalt in Spanien. Das jüngste Opfer, ein sechsjähriger Junge, verlor seine Mutter am 3. März in Saragossa.

"Wenn ich Nachrichten über häusliche Gewalt höre, insbesondere wenn es sich um Waisen handelt, frage ich mich, ob die Dinge richtig gehandhabt werden, ob diese Kinder geschützt werden", berichtet Joshua Alonso. Er arbeitet heute mit Kindern, um Geschlechterstereotype aufzubrechen. Und er kämpft für die Rechte von Waisen, den vergessenen Opfern männlicher Gewalt.

"Sie sind die großen Vergessenen. Warum? Weil sie ihre Stimme nicht erheben können."

Erst 2015 wurden diese Waisen als direkte Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt in Spanien anerkannt. Seitdem laufen Bemühungen, ihnen Zugang zu einer würdigen Waisenrente zu verschaffen.

Marisa Soleto, Direktorin der Fundación Mujeres, arbeitet für den Cazorla-Solidaritätsfonds, der Stipendien für Waisen geschlechtsspezifischer Gewalt bereitstellt. "Das Wichtigste ist, dass wir dafür sorgen, dass die persönliche, schulische, emotionale Entwicklung und die Autonomie dieser Kinder so wenig wie möglich beeinträchtigt wird.

Mit anderen Worten: Wir konnten ihre Mütter nicht schützen, aber wir haben eine soziale Verantwortung, dafür zu sorgen, dass diese Menschen nicht in Armut leben."

"Du stehst ohne alles da, worauf du dich verlassen hast"

Es geht nicht nur um finanzielle Wiedergutmachung. Die Psychologin Fanny Sánchez Juan arbeitet mit Überlebenden männlicher Gewalt, damit sie das Trauma überwinden und lernen, damit zu leben.

"Als Erstes hat man natürlich seine Mutter verloren, man hat seine wichtigste Bindung verloren, die vertrauteste Bindung. Man hat aber auch seinen Vater verloren. Wir nennen ihn Vater, aber ich unterscheide gerne: Ein Vater ist derjenige, der sich um dich kümmert. Ein Vater, der deine Mutter getötet hat, ist kein Vater. Du stehst ohne alles da, worauf du dich verlassen hast."

Euronews-Reporter Jaime Velázquez berichtet, dass die Frauenbewegung nicht nur an diesem 8. März wieder auf die Straße geht, um ein Ende der machistischen Gewalt zu fordern.

Denn allen Bemühungen zum Trotz hat das Jahr 2023 tragisch begonnen. Bereits zehn Frauen wurden von ihren Ex-Partnern ermordet und 14 Minderjährige durch häusliche Gewalt zu Waisen gemacht.

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