Die Anzahl der Hinrichtungen ist im Iran 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 75% gestiegen. Das ergibt sich aus dem jährlichen Bericht zweier Menschenrechtsorganisationen.
Im Iran ist die Anzahl der Hinrichtungen 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 75% gestiegen. Dies verkünden die Menschenrechtsorganisationen Iran Human Rights (IHR) und "Esemble contre la peine du mort" (ECPM, zu Deutsch "Gemeinsam gegen die Todesstrafe") in ihrem jährlichen Bericht zur Todesstrafe im Iran.
Die meisten Hinrichtungen seit 2015
Demnach wurden im vergangenen Jahr mindestens 582 Menschen hingerichtet. Das sind die meisten Hinrichtungen in einem Jahr im Iran seit 2015. In den letzten 15 Jahren wurde dort im Durchschnitt jährlich mehr als 516 Mal die Todesstrafe vollstreckt.
Hinrichtungen im Zusammenhang mit den Protesten
Das vergangene Jahr im Iran war von einer Protestwelle gegen das Regime geprägt, die Regierung antwortete mit gewalttätigen Sicherheits- und Unterdrückungsmaßnahmen. Die Demonstrationen begannen, nachdem Mahsa Amini in Polizeigewalt ums Leben gekommen war. Ihr war vorgeworfen worden, gegen das Hidschab-Gesetz verstoßen zu haben.
Laut der IHR und der ECPM wurden 2022 vier Personen im Zusammenhang mit den Protesten hingerichtet, über hundert Menschen erwartet die Todesstrafe.
Angehörige ethnischer Minderheiten besonders betroffen
Der Großteil der Menschen, die im vergangenen Jahr hingerichtet wurden, wurden wegen Drogendelikten oder Mord verurteilt. Wichtige Reformen des Anti-Betäubungsmittel-Gesetzes aus dem Jahr 2017 wurden in der Praxis 2022 rückgängig gemacht. Besonders Angehörige ethnischer Minderheiten erhielten laut des Berichts unproportional häufig die Todesstrafe.