Mit Giftgas gegen Mädchen im Iran - wegen mehrerer Anschläge auf Schulen bleiben viele zu Hause

Proteste in Paris stärken Frauen im Iran den Rücken
Proteste in Paris stärken Frauen im Iran den Rücken Copyright GEOFFROY VAN DER HASSELT/AFP or licensors
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Von Euronews
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Sollen Mädchen für ihre Teilnahme bei den Protesten bestraft werden? Diese Vermutung drängt sich auf, wenn man die zahlreichen Angriffe auf Mädchenschulen im Iran betrachtet.

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Die Unterdrückung der Frauen im Iran erreicht einen neuen traurigen Höhepunkt.

Seit November sind im Iran mindestens 650 Mädchen mit Giftgas vergiftet worden, was viele für einen absichtlichen Versuch halten, Mädchenschulen zu schließen. 

"Geruch von Mandarinen oder verfaultem Fisch"

Der erste Giftanschlag ereignete sich am 30. November, als 18 Schülerinnen der Nour Technical School in der religiösen Stadt Qom ins Krankenhaus gebracht wurden. Seitdem wurden mehr als 10 Mädchenschulen in der umliegenden Provinz angegriffen.

Die vergifteten Mädchen berichteten, dass sie den Geruch von Mandarinen oder verfaultem Fisch wahrnahmen, bevor sie krank wurden.

Keines der Mädchen ist gestorben, aber Dutzende litten unter Atemproblemen, Übelkeit, Schwindel und Müdigkeit. 

"Einige wollen, dass Mädchenschulen geschlossen werden"

Der stellvertretende iranische Bildungsminister, Younes Panahi, sagte gestern vor Reportern: "Nach der Vergiftung mehrerer Schülerinnen in [der Stadt] Qom ... wurde festgestellt, dass einige Leute wollten, dass alle Schulen, insbesondere Mädchenschulen, geschlossen werden." Und weiter: "Die Mädchen sind mit Chemikalien vergiftet worden, die "öffentlich erhältlich sind."

Dr. Homayoun Sameyah Najafabadi, Mitglied der Gesundheitskommission des Parlaments, bestätigte ebenfalls, dass die Vergiftung von Schülerinnen "in Städten wie Qom und Borujerd absichtlich erfolgt ist".

Der Generalstaatsanwalt kündigte letzte Woche an, dass er eine strafrechtliche Untersuchung einleiten werde, und sagte, dass die verfügbaren Informationen nur "die Möglichkeit krimineller und vorsätzlicher Handlungen" andeuteten.

Viele Mädchen bleiben Schulen fern

In der Zwischenzeit wächst die Frustration in der Öffentlichkeit weiter. Für viele liegt es auf der Hand, dass es sich um Einschüchterung handelt. Man wolle sich an den Schulmädchen rächen, die zuletzt wiederholt auf die Straße gingen, um gegen die Hidschab-Pflicht zu protestieren.

Die Angriffe haben dazu geführt, dass Mädchen der Schule fernbleiben. Ein Lehrer aus Qom sagte gegenüber Radio Farda, dass von 250 Schülerinnen nur 50 den Unterricht besuchten. Letzte Woche protestierten wütende Eltern vor dem Gouverneursamt der Stadt, mehrere Schulen wurden wegen der laufenden Ermittlungen geschlossen. Einige Eltern sagten, ihre Kinder seien nach der Vergiftung wochenlang krank gewesen.

Islamisches Establishment am Pranger

Die Vergiftungen konzentrierten sich vor allem auf Qom, eine Stadt, in der sich wichtige schiitische Heiligtümer befinden.

Seit September wird das klerikale Establishment durch die Massenproteste herausgefordert, die nach dem Tod einer jungen Kurdin, Mahsa Amini, ausgebrochen waren. Sie war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie angeblich ihr Kopftuch nicht "ordnungsgemäß" trug.

Die iranische Führung hat traditionell Kritik am Hidschab und anderen Beschränkungen für Frauen zurückgewiesen und sich stattdessen mit der Zahl der Frauen, die eine Universität besuchen, gerühmt. Doch wenn junge Mädchen die Schule nicht abschließen, bleibt ein Studium nur ein Traum.

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