Traditionen in Katar: Sadu-Weberei, Schwertschmiedekunst und Falknerei

Traditionen in Katar: Sadu-Weberei, Schwertschmiedekunst und Falknerei
Copyright euronews
Copyright euronews
Von Euronews
Diesen Artikel teilen
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Katar versucht, alte Traditionen am Leben zu erhalten - von der Schwertschmiedekunst über die Textilweberei bis zur Falknerei. Die Sendung Qatar 365 untersucht, was es bedeutet, das kulturelle Erbe des Emirats zu schützen und gleichzeitig nach Modernisierung zu streben.

WERBUNG

Jahrhundertelang hielten traditionelle Beduinentextilien die Nomadenstämme in den kalten Wüstennächten warm. Beduinenfrauen weben im "Al Sadu"-Stil - die Kunst des horizontalen Webens - und üben dieses uralte Handwerk seit Generationen aus.

Dieser seltene Webstil wurde 2020 in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen, um zu verhindern, dass diese Tradition ausstirbt.

Wie Sadu-Weben vom Aussterben gerettet werden soll

Eine Gruppe von Sadu-Webermeisterinnen auf der Arabischen Halbinsel kämpft für den Erhalt dieser einzigartigen Handwerkskunst. Maytha Saed Abusalaa webt seit 30 Jahren. Allein in Katar gibt es nur noch weniger als 40 Webermeister.

"Meine Erfahrung begann zu Hause. Ich habe meine Mutter und meine Großmutter bei der Arbeit an Sadu gesehen, ebenso wie die Frauen in der Nachbarschaft. Ich habe dieses Erbe von ihnen übernommen", sagt sie.

Bei den Sadu-Meisterinnen sieht es einfach aus, aber in dieser Art des Webens steckt viel Herzblut, angefangen bei der Auswahl der Garne bis hin zu den geometrischen Mustern und den auffälligen Farben. Die Fertigstellung eines Stücks kann zwischen einem Tag und einem ganzen Jahr dauern, je nachdem, wie kompliziert das Muster ist und wie groß das Stück. 

In einem Wettlauf mit der Zeit hat die Caravane Earth Foundation eine Initiative zur Stärkung und Unterstützung der Sadu-Weberinnen ins Leben gerufen, damit sie ihr Handwerk weiter ausüben können.

Die NGO hat zusammen mit der Heenat Salma Farm in Katar ein Programm für kreative Aufenthalte ins Leben gerufen. Die NGO und die Farm hoffen, die Suche auszuweiten zu können, um so viele Sadu-Weberinnen wie möglich zu finden.

"Sie haben uns in ihren Häusern willkommen geheißen. Wir saßen mit ihren Kindern und Familien zusammen, und sie haben uns von ihren Lebenserfahrungen und der spirituellen Weisheit erzählt, die sie im Laufe der Generationen erworben haben", sagte Farah Al Yasin, Leiterin der Creative Residency bei der Caravane Earth Foundation.

"Sadu ist ein wunderschönes Textil, das wiederbelebt und in unserem täglichen Leben verwendet werden kann. Deshalb haben wir ein Team von Leuten, die sich mit der Produktentwicklung beschäftigen und die auch neue Garne finden, die wir ihnen vorstellen können." 

"Diese Garne könnten auch in einer Vielzahl unterschiedlicher, neuer Designs verwendet werden, die aber immer die Prinzipien und Werte dieses Textils, seine Bedeutung und seine Symbolik beibehalten", sagte Al Yasin.

Durch die Verbindung dieser alten und neuen Ideen hofft die Caravane Earth Foundation, dass die Kunst von Sadu die Zeit überdauern wird. 

"Das Wichtigste ist, dass wir in einer Organisation sind, die Handwerkerinnen unterstützt. Das stärkt unsere Fähigkeiten. Wenn es keine Unterstützung gibt, wird Sadu sterben", erklärt Webermeisterin Abusalaa.

Die Bedeutung des Schwertschmieden in der katarischen Kultur

Auf dem Höhepunkt der islamischen Zivilisation zählten die arabischen Schwerter zu den gefürchtetsten Waffen auf dem Schlachtfeld.

Die Herstellung von Schwertern ist ein so bedeutender Teil der arabischen Geschichte und Tradition, dass eines der neuesten Hotels in Katar, das Katara Towers, in Form von zwei gekreuzten Krummsäbeln entworfen wurde, einem Schwert, das man an seiner gebogenen, einschneidigen Klinge erkennt.

Heute gilt ein handgefertigtes katarisches Schwert als das schönste und beste Geschenk, das man jemandem machen kann, erklärt Mohamed Mourad, Verkaufsleiter von Ghaith Essence of Swords, einem bekannten Schwertgeschäft in Katar: "Moderne Technologie und riesige Maschinen können tausend Schwerter in großen Mengen herstellen, aber die Qualität ist nicht so gut wie die eines handgefertigten Schwertes", sagt er. 

"Das handgefertigte Stück kann nicht reproduziert werden. Deshalb ist es  selten und derjenige, der es besitzt, muss es bewahren", fügte er hinzu.

Gegenwärtig wer die handgefertigten Schwerter für das "Arda"-Ritual verwendet, einen traditionellen folkloristischen Kriegstanz, bei dem Männerreihen zum Takt der Trommeln tanzen. Sie dienen auch als diplomatische Geschenke und schmücken die Wände der katarischen Botschaften.

Euronews
Eine Kopie des Schwertes, das dem Sohn des Gründers des modernen Katar, Scheich Abdullah bin Jassim, gehörte.Euronews

Die Schwertschmiedekunst besteht nicht nur aus der Form und dem Design, sondern jedes Stück hat seine eigene Inschrift. Einige sind vergoldet, versilbert oder verkupfert, während andere mit Edelsteinen verziert sind.

WERBUNG

"Ich beginne mit dem berühmtesten Schwert des Staates Katar, dem sogenannten Gründerschwert", sagt Mourad und zeigt auf das ausgestellte Stück. "Dieses Schwert gehörte Seiner Hoheit Scheich Abdullah bin Jassim (dem Gründer des modernen Katar).

Behutsam holte er einen weiteren verzierten Krummsäbel aus einer Vitrine. Dieses Schwert ist eine Kopie der Waffe, die dem Sohn des Gründers, Scheich Abdullah bin Jassim, gehörte. Das versilberte Gold ist mit Smaragden und Rubinen verziert. Wir haben ein vergoldetes Griffstück angefertigt, das auf Wunsch auch mit Elfenbein gefertigt werden kann.

Werte und Etikette der Falknerei beherrschen

In diesem Jahr fand das 14. Internationale Falken- und Jagdfestival statt. Die Veranstaltung ist unter dem Namen "Marmi" bekannt und bringt regionale Falkner zusammen, die ihre wertvollen Vögel im Jagdwettbewerb antreten lassen. Mitten in der Wüste gelegen, ist das Turnier untrennbar mit der katarischen Kultur verbunden.

"Seit 2011 nehmen wir an dem Marmi-Festival teil. Angefangen haben wir nicht als Team, sondern als Einzelpersonen, vier bis fünf Personen. Jeder von uns bereitete seinen Falken oder zwei Falken vor und ging nach Marmi. Wir haben von Anfang an in Marmi gejagt", sagte der Falkner Hamad Saeed Al-Marri.

Ziel des Festivals ist es, den von der UNESCO als Kulturerbe anerkannten Sport zu fördern, dessen Ursprünge bis zu 4.000 Jahre zurückreichen.

WERBUNG

Es ist eine uralte Praxis, die zu einer jährlichen Tradition geworden ist. Al-Marri hat in seiner 14-jährigen Geschichte noch nie ein Marmi-Festival verpasst. Und er sorgt nicht nur dafür, dass seine Falken auf Kurs bleiben, sondern trainiert auch seine Söhne, damit sie den Sport in die Zukunft tragen können.

"Sie üben ein Hobby aus, das sie lieben. Den Falken tragen, den Falken freilassen, den Falken lehren und trainieren. Sie sind mit uns als Falkner aufgewachsen, also treten sie in unsere Fußstapfen.

"Alles in allem ist es ein Hobby, das man seinem Sohn nicht aufzwingen kann, er muss es mögen. Aber wenn man sie jetzt fragt, ziehen sie es vor, in der Wüste zu bleiben, anstatt in die Stadt zurückzugehen. Stattdessen kümmern sie sich lieber um ihre Falken", so Al-Marri.

Obwohl sie so wie ihre Altersgenossen Smartphones haben, ermutigt Al-Marri die Kinder, so oft wie möglich offline zu gehen. Und es scheint zu funktionieren. Sein 15-jähriger Neffe Saeed ist bereits ein guter Nachwuchsfalkner. 

"Seit ich 5 Jahre alt war, habe ich mich für Falken begeistert. Mein Vater und meine Onkel haben mir alles über sie beigebracht. Ich habe gelernt, wie man sie aufzieht und wie man den Falken trainiert, damit er die Tauben fängt. Dafür bin ich sehr dankbar", so Saeed.

WERBUNG

Mohammed Al Kubaisi, der Leiter der Abteilung Ausrüstung und Veranstaltungen des Marmi-Festivals, erklärte, dass Falken aus dem Iran, der Mongolei, Pakistan, Ägypten und Syrien teilnehmen, und dass er anderthalb Monate vor Ort verbringt, um sicherzustellen, dass alles nach Plan verläuft.

Seine eigene Liebe zu diesem Sport wurde von seinen Vorfahren weitergegeben, als sein Vater und Großvater die Raubvögel trainierten, um etwas für die Familie zu fangen. 

Mit der Aufrechterhaltung der jahrhundertealten Traditionen der Sadu-Weberei, Schwertschmiedekunst und Falknerei hält das moderne Katar stolz an seinem kulturellen Erbe fest.

Diesen Artikel teilen

Zum selben Thema

Katars Küche: traditionelle Rezepte mit Einflüssen aus den Nachbarländern

Katar stellt Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt seiner Wirtschaft