Tariq Ramadan: Bekannter Islamwissenschaftler vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen

Der Schweizer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan
Der Schweizer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan Copyright AP Photo
Von Euronews mit AFP, dpa
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Das Gericht in Genf hat den bekannten Forscher und Islam-Gelehrten für unschuldig befunden. Laut Urteil soll er auch eine hohe Entschädigungssumme erhalten.

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Der bekannte Schweizer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan ist vom Vorwurf der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung freigesprochen worden. Das Gericht in Genf stellte im Urteil fest, dass keine physischen Beweise für die Tat vorlägen.

Für den 60-Jährigen hatte die Staatsanwaltschaft 3 Jahre Gefängnisstrafe gefordert.  Stattdessen soll Ramadan nun laut Urteil 151,000 Schweizer Franken (umgerechnet 155,000 Euro) als Entschädigung erhalten.

Seine Anwältin Yaël Hayat begrüßte das Urteil. Nach der Urteilsverkündung sagte sie vor Journalisten: "Ich hoffe, dass dieses Urteil das Bewusstsein schärfen wird, denn es gibt nichts Schlimmeres, als eines Verbrechens beschuldigt zu werden, das man nicht begangen hat. Die Wahrheit kommt jetzt ans Tageslicht und wir hoffen, dass sie auch weit kommt."

Die Staatsanwaltschaft hatte Ramadan vorgeworfen, eine Frau in einer Nacht im Oktober 2008 in einem Genfer Hotelzimmer missbraucht zu haben. Die heute 57-jährige Klägerin, die in ihrer Jugend zum Islam konvertiert war, gab an, dass sie von dem Islamwissenschaftler stundenlang geschlagen, beleidigt und sexuell missbraucht worden sei. Ihre Vorwürfe hatte sie allerdings 10 Jahre später vorgebracht.

Der Angeklagte beteuerte seine Unschuld. Er gab zwar zu, sich mit der Frau getroffen zu haben, bestritt jedoch eine sexuelle Beziehung.

Die detaillierte Darstellung der Frau sei durch keine biologischen Spuren, Verletzungen oder Videoaufnahmen des Hotels untermauert, stellte das Gericht fest. Das Gericht wies außerdem darauf hin, dass die Klägerin kurz nach dem angeblichen Vorfall zwei Psychiater konsultiert hatte.

Liebesnachrichten

Deren Aufzeichnungen würden die Kernpunkte der Anklage jedoch nicht belegen, hieß es. Außerdem habe die Frau nach der besagten Nacht Nachrichten an Ramadan geschickt, die den Eindruck von Liebesnachrichten erweckten, und die sich nicht auf die Vorwürfe bezogen hätten.

Ramadan muss sich möglicherweise auch in Frankreich vor Gericht verantworten. Im Sommer 2022 hatte die Pariser Staatsanwaltschaft einen Prozess gegen ihn wegen des Verdachts der Vergewaltigung von vier Frauen beantragt. Ramadan ist ein Enkel von Hassan al-Banna, einem Mitbegründer der Muslimbrüder. Er tritt für eine europäisch-muslimische Identität ein.

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