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Alles inszeniert? Wagner-Chef Prigoschin verschwindet Richtung Belarus

Jewgeni Prigoschin in Rostow am Don
Jewgeni Prigoschin in Rostow am Don Copyright HANDOUT / TELEGRAM/ @CONCORDGROUP_OFFICIAL / AFP
Copyright HANDOUT / TELEGRAM/ @CONCORDGROUP_OFFICIAL / AFP
Von Kirsten RipperEuronews
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Wagner-Chef Prigoschin ordnet Rückzug seiner Söldner an und stoppt Marsch auf Moskau. Was steckt hinter dem Deal mit Belarus?

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Die plötzliche Wendung am Samstagabend: Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin kündigt an, seine Kämpfer würden sich "wie geplant" in ihre Lager zurückziehen, denn sonst drohe ein Blutvergießen. 

Wörtlich heißt es in der Verlautbarung des Putin-Widersachers, den Russland-Experten übersetzt haben: "Jetzt ist der Moment gekommen, in dem Blut vergossen werden könnte. Da wir uns der Verantwortung für die Tatsache bewusst sind, dass auf einer Seite russisches Blut vergossen wird, kehren wir unseren Konvoi um und fahren zurück zu unseren Basislagern, wie es der Plan vorsieht."

Zudem hatte Belarus bekannt gegeben, Prigoschin habe eine Vermittlung aus Minsk akzeptiert. Und kurz darauf bestätigte der Kreml, dass alle Strafermittlungen gegen den Wagner-Chef und dessen Söldner fallen gelassen würden.

Jewgeni Prigoschin hat Rostow am Don inzwischen verlassen - er soll sich auf den Weg nach Belarus gemacht haben.

Der Telegram-Post mit Prigoschins Audio-Botschaft, in der er die Kehrtwende ankündigt, geht viral, aber die meisten Follower kommentieren die Nachricht mit einem ironischen Clown.

Und Prigoschin-Anhänger in den sozialen Medien sind offenbar enttäuscht.

Meduza Journalist Kevin Rothrock schreibt auf Twitter, er warte darauf, dass die RT-Journalistin Margarita Simonian die Verantwortung für die Lösung im Wagner-Aufstand übernehme.

Wagner-Söldner waren einen Tag lang in Rostow am Don

Die Söldner von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin standen in Rostow am Don inzwischen russischen Truppen gegenüber. In den sozialen Medien gibt es Videos, auf denen Menschen in der Stadt an der russischen Grenze den Wagner-Kämpfern Wasser anbieten oder dankend Hände schütteln.

Auf dem von Prigoschin angekündigten Marsch nach Moskau haben die Wagner-Söldner inzwischen offenbar auch die Stadt Woronesch erreicht und auch dort Militäreinrichtungen unter ihre Kontrolle gebracht.

Putin droht mit harter Bestrafung

Erst einen Tag nachdem der Chef der Wagner-Söldner angekündigt hatte, dass er seine Truppen aus der Ukraine nach Russland schickt, um gegen den Verteidigungsminister vorzugehen, reagierte Präsident Wladimir Putin. Der Kreml-Chef spricht von "Verrat an Russland". Alle, die sich am bewaffneten Aufstand beteiligten, würden bestraft. Putin sagt: "Unsere Maßnahmen zur Verteidigung des Vaterlandes gegen diese Bedrohung werden hart sein. Jeder, der sich bewusst für den Weg des Verrats entschieden und den bewaffneten Aufstand geplant hat, hat sich auf Erpressung und terroristische Methoden eingelassen. Sie werden unweigerlich vor dem Gesetz und unserem Volk bestraft werden."

Prigoschin: "Der Präsident irrt gewaltig"

Etwa eine Stunde nach Putins Ansprache reagierte Jewgeni Prigoschin und erklärte: "Was den Verrat am Vaterland angeht, so irrt der Präsident gewaltig. Wir sind Patrioten unseres Vaterlandes. Wir haben gekämpft und wir kämpfen weiter. Und niemand wird sich den Forderungen des Präsidenten, des FSB oder sonst wem beugen. Denn wir wollen nicht, dass das Land weiter in Korruption, Lügen und Bürokratie lebt."

Prigoschin - der behauptet, er habe 25.000 Kämpfer auf seiner Seite - erinnerte an die vergangenen Einsätze der Wagner-Söldner: "Als wir in Afrika gekämpft haben, hat man uns gesagt, dass wir Afrika brauchen, und dann haben sie es fallen gelassen, weil sie das ganze Geld gestohlen haben, das für die Hilfe gedacht war.

Als man uns sagte, wir würden in der Ukraine kämpfen, gingen wir hin und kämpften. Aber es hat sich herausgestellt, dass die Munition, die Waffen, das ganze Geld, das dafür vorgesehen war, auch gestohlen wurde, während die Beamten das Geld für sich selbst aufsparen, für einen Vorfall, der heute passiert ist, wenn jemand nach Moskau fährt."

Prigoschin kündigt "Marsch auf Moskau" an

Zuvor hatte Wagner-Chef Prigoschin in einem Video gedroht, er werde seine Söldner nach Moskau schicken, wenn seinen Truppen nicht Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Gerassimow ausgeliefert würden. In der Aufnahme erklärte Prigoschin - in Militärmontur im Hof eines Gebäudes -, er habe nur die Kommandozentrale in Rostow besetzt, um Angriffe gegen seine Truppen zu verhindern.

AP/PRIGOZHIN PRESS SERVICE
Jewgeni Prigoschin in Rostow am DonAP/PRIGOZHIN PRESS SERVICE

FT-Journalist Max Seddon hat Putins Ansprache übersetzt, in der der Präsident von einem "sehr schwierigen Kampf für die Zukunft Russlands" im Kampf gegen die Ukraine und den Westen spricht.

In der Nacht auf Samstag hatte Jewgeni Prigoschin eine weitere Botschaft veröffentlicht, in der er sagte, er habe seine Söldner aus der Ukraine über die Grenze nach Rostow geschickt.

FSB ermittelt gegen Prigoschin

Im Internet kursierten in der Nacht auch Bilder von Panzern in den Straßen von Rostow, wo sich der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu aufhalten soll. Allerdings gab es zunächst keine offizielle Bestätigung für viele Meldungen aus Russland.

Das russische Verteidigungsministerium habe ein Lager der Wagner-Söldner beschossen, erklärte der Chef der Privatarmee zuvor in einer anderen Nachricht in den sozialen Medien. 

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Der Inlandsgeheimdienst FSB hat Ermittlungen gegen Prigoschin wegen Militärputsch eingeleitet. Laut der Staatsagentur TASS wurden die Sicherheitsvorkehrungen in Moskau verschärft.

General Surowikin soll Prigoschin dazu aufgefodert haben, sich dem Militärkommando zu unterstellen. Das berichtet auch FT-Reporter Max Seddon.

Russlands Verteidigungsministerium bestreitet jeglichen Angriff auf die Wagner-Truppe. "Die in den sozialen Netzwerken von Prigoschin verbreiteten Nachrichten und Videos über angeblichen Beschuss des russischen Verteidigungsministeriums auf Rückzugsorte der paramilitärischen Gruppe Wagner entsprechen nicht der Realität und sind eine Provokation", gab das Verteidigungsministerium in einer Erklärung bekannt.

Was passiert bis Montag mit Prigoschin?

Wie @wartranslated oder Dmitri - ein Journalist, der aus dem Baltikum die Lage in Russland beobachtet - auf Twitter schreibt, hat Jewgeni Prigoschin dem russichen Verteidigungsministerium den Krieg erklärt. 

Ähnlich sieht es auch Meduza-Journalist Kevin Rothrock, der schreibt, Russland sei seit den 90er Jahren nie näher an einem Putsch gewesen. Und bis Montag sei Prigoschin entweder tot oder inhaftiert oder in einem Versteck.

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Der 62-jährige Wagner-Boss hat auch ein Video des mutmaßlichen Angriffs auf seine Söldner veröffenticht. Und er kündigt Rache an.

"Gerechtigkeit für ganz Russland wird wiederhergestellt"

Und der Beobachter des Kriegsgeschehens in der Ukraine hat die neue Botschaft Prigoschins ins Englische übersetzt. Diese lautet: 

"Der Rat der Kommandeure des PMC Wagner hat einen Beschluss gefasst: Das Übel, das die militärische Führung des Landes anrichtet, muss gestoppt werden.

Sie vernachlässigen das Leben der Soldaten. Sie haben das Wort "Gerechtigkeit" vergessen, und wir werden es zurückbringen.

Diejenigen, die heute unsere Jungs zerstört haben, die Zehntausende von Leben russischer Soldaten zerstört haben, werden bestraft werden.

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Ich bitte Sie: leisten Sie keinen Widerstand. Jeder, der versucht, Widerstand zu leisten, wird von uns als Gefahr betrachtet und sofort vernichtet, einschließlich aller Kontrollpunkte auf unserem Weg. Und alle Flugzeuge, die wir über unseren Köpfen sehen.

Ich bitte alle, ruhig zu bleiben, nicht auf Provokationen einzugehen und in ihren Häusern zu bleiben. Idealerweise gehen diejenigen, die an unserem Weg liegen, nicht nach draußen.

Nachdem wir beendet haben, was wir begonnen haben, werden wir an die Front zurückkehren, um unser Vaterland zu schützen.

Die Präsidialbehörde, die Regierung, das Innenministerium, Rosgvardia und andere Abteilungen werden wie bisher weiterarbeiten.

Wir werden uns mit denen befassen, die russische Soldaten vernichten. Und wir werden an die Front zurückkehren.

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Die Gerechtigkeit in der Armee wird wiederhergestellt werden. Und danach die Gerechtigkeit für ganz Russland."

Jewgeni Prigoschin war einst ein enger Vertrauter Putins, beide stammen aus St. Petersburg.

Weitere Quellen • AFP, AP

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