Nach Putschversuch: Putin besucht Moschee in Dagestan und macht Selfies

Putin beim Besuch der Dschuma-Moschee in Derbent
Putin beim Besuch der Dschuma-Moschee in Derbent Copyright Gavriil Grigorov, Sputnik, Kremlin Pool Photo via AP
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Von Euronews mit DPA/AFP/AP
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Besuch einer Moschee, Glückwünsche an alle Muslime zum Opferfest und Binnentourismus standen auf dem Programm. Als wäre alles beim Alten. Derweil macht sich der Rest der Welt über die Nachwirkungen der versuchten Revolte Gedanken.

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Wladimir Putins erster öffentlicher Auftritt nach dem abgebrochenen Wagner-Aufstand führte den russischen Präsidenten in die Region Dagestan im Süden des Landes.

Binnentourismus, der Besuch einer Moschee, Glückwünsche an alle Muslime zum Opferfest und Selfies mit der Bevölkerung standen auf dem Programm. Back to business, zurück zur Geschäftsordnung, als wäre alles wieder beim Alten.

"Privatarmeen sind immer bedrohlich"

Derweil macht sich der Rest der Welt Gedanken über die Nachwirkungen der versuchten Revolte. Bundeskanzler Olaf Scholz sagte in der ARD-Sendung "maischberger", Putin sei durch die Meuterei "geschwächt" worden.

Das werde auf alle Fälle auch langfristig Auswirkungen in Russland haben. Und: Die Präsenz der Wagner-Truppen in Belarus sei eine reale Gefahr. "Was jetzt klar geworden ist, Privatarmeen sind immer bedrohlich, auch für die Staaten, die sie sich halten. Das hat Russland jetzt gespürt."

Das Weiße Haus, Pentagon und US-Außenministerium waren informiert

Inzwischen wird auch immer mehr über die Hintergründe des Aufstands bekannt und wer alles bereits im Vorfeld davon wusste.

Nach einem Bericht der "Washington Post" hatten die US-Geheimdienste Mitte Juni Informationen darüber erhalten, dass Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin eine bewaffnete Aktion gegen die Militärführung plane. Darüber seien etwa das Weiße Haus, das Pentagon und das Außenministerium informiert worden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen. Die genaue Art der Pläne und der Zeitpunkt der Umsetzung seien aber unklar gewesen.

Der "New York Times" zufolge unterrichteten Mitarbeiter der US-Geheimdienste am vergangenen Mittwoch hochrangige Militärs und Regierungsbeamte darüber, dass Prigoschin militärische Maßnahmen gegen die russische Verteidigungsführung vorbereite. Die Informationen, die der Zeitung vorlagen, zeigten demnach, dass die USA von bevorstehenden Ereignissen in Russland wussten.

Was wusste Surowikin?

Er soll bei dem Putschversuch am Wochenende im Visier der Wagner-Gruppe gestanden haben: der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu.

Laut westlichen Geheimdienstinformationen soll Wagner-Chef Prigoschin geplant haben, ihn und Oberbefehlshaber Waleri Gerassimow im Zug der Revolte gefangen zu nehmen.

Sie "New York Times" bericht zudem unter Berufung auf US-Sicherheitskreise, dass Russlands Vize-Generalstabschef Sergej Surowikin im Vorfeld von dem Aufstand der Wagner-Gruppe gewusst habe. 

Prigoschin hatte offenbar vielfältige Angriffspläne

US-Beamte wollten nun herausfinden, ob der Armeegeneral bei der Planung geholfen haben könnte. Die Zeitung schreibt zudem, dass es nach Informationen von US-Geheimdiensten Anzeichen dafür gebe, dass auch andere russische Generäle von Prigoschins Plänen gewusst haben könnten. 

US-Beamte sind laut dem Bericht der Meinung, Prigoschin hätte seinen Aufstand nicht gestartet, wenn er nicht geglaubt hätte, dass ihm andere zu Hilfe kommen würden.

Prigoschin hatte offenbar vielfältige Angriffspläne. Aus Dokumenten, die bei Razzien im Hauptsitz der Wagner-Gruppe in St. Petersburg gefunden wurden, geht hervor, dass ein Informationskrieg gegen Litauen geplant war, um die Regierung in Vilnius zu diskreditieren.

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