Motivation als Waffe: Selenskyj erklärt EU-Beitrittsgespräche zur Priorität

Selenskyj per Video beim Kollegium der EU-Kommissare.
Selenskyj per Video beim Kollegium der EU-Kommissare. Copyright Kay Nietfeld/(c) Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
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Von Euronews mit AFP, AP, dpa
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Kiew fordert EU-Beitrittsgespräche bis Ende 2023. Sein Land sei bereits dabei, Forderungen und Maßnahmen aus Brüssel umzusetzen, so Präsident Wolodymyr Selenskyj.

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Die EU-Beitrittsgespräche haben für die Ukraine höchste Priorität, erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einer Sitzung der EU-Kommission. Sein Land sei bereits dabei, Forderungen und Maßnahmen aus Brüssel umzusetzen. 

Dabei ginge es konkret um sieben Empfehlungen der EU-Kommission, wie den Kampf gegen Korruption. Es gebe bedeutende gesetzliche Neuerungen und die nötigen Schritte zum Aufbau von Institutionen.

"Wir haben viel getan, und ich würde sagen, viel mehr, als man von einem Land erwarten kann, das einer umfassenden Aggression ausgesetzt war", so Selenskyj, der per Video zum Kollegium der EU-Kommissare mit Ursula von der Leyen geschaltet war.

Kiew fordert EU-Beitrittsgespräche bis Ende 2023

"Wir arbeiten daran, die Verhandlungen über die EU-Mitgliedschaft der Ukraine noch in diesem Jahr aufzunehmen. Motivation ist auch eine Waffe, und sie muss wieder aufgeladen werden. Wir erwarten diesen kräftigen Schub für die ukrainische Motivation - die Bereitschaft der EU, Verhandlungen mit der Ukraine aufzunehmen", so Selenskyj. 

Auch die Bürger und die Soldaten im Krieg bräuchten diese Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft. Der ukrainische Präsident hatte am Dienstag auch in einer  Videoansprache bei einer Konferenz der Krim-Plattform betont: "Russlands Niederlage bedeutet Sicherheit für Europa." Er sagte bei dem Treffen der Ukrainer-Unterstützer in Prag, dass die Krim auch zurückerobert werden müsse, um die Menschen dort von russischer Unterdrückung zu befreien.

Fast zehn Jahre nach der Annexion der Krim würden die pro-ukrainischen Strömungen auf der Halbinsel inzwischen immer stärker, sagte Selenskyj. 

Nur noch 1.000 Zivilisten in Awdijiwka

Russland setzte seinen Krieg indes unvermindert fort. In der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Awdijiwka befinden sich nach Angaben aus Kiew noch immer rund 1.000 Zivilisten. Darunter seien keine Kinder mehr, sagte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk. Sie forderte die Verbliebenen nachdrücklich dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen. Vor Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatte die inzwischen stark zerstörte Industriestadt im Gebiet Donezk noch über 30.000 Einwohner.

Russische Truppen sind in den vergangenen Tagen vor allem nördlich von Awdijiwka bis an eine Bahnlinie vorgerückt. Eine umkämpfte Abraumhalde der städtischen Kokerei scheint übereinstimmenden Berichten zufolge inzwischen unter russischer Kontrolle zu sein.

Ukrainische Einheiten halten demnach noch einen Verbindungskorridor von etwa zehn Kilometern Breite. Die Nachschubwege aus dem ukrainisch kontrollierten Gebiet werden ständig beschossen.

Russlands Verteidigungsminister zu Stabsbesuch an der Front

Moskaus Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat nach Angaben des Militärs den russischen Soldaten in der Ukraine einen seiner seltenen Frontbesuche abgestattet. Im Gespräch mit Soldaten gab Schoigu am Mittwoch laut einer vom Ministerium per Telegram verbreiteten Mitteilung vor, die Ukraine sei insgesamt geschwächt und habe in den letzten Wochen hohe Verluste erlitten. "Wir haben Systeme erhalten, die 24 Flugzeuge in fünf Tagen abgeschossen haben."

Der 68-Jährige soll zudem an einer Stabsbesprechung in der "Zone der militärischen Spezialoperation" teilgenommen haben, wie offiziell mitgeteilt wurde. Dabei habe er sich unter anderem vom Befehlshaber der Heeresgruppe Ost, Generalleutnant Andrej Kusmenko, Bericht über die Schaffung von spezialisierten Drohneneinheiten erstatten lassen. Zudem sei es um die Vorbereitung auf den Winter gegangen.

Die Mitteilung des Verteidigungsministeriums ist mit einem Video unterlegt, dass Schoigu in einem Hubschrauber und später in einem Stabsbunker zeigt. Ob die Anlage tatsächlich auf von Russland besetztem ukrainischem Staatsgebiet liegt, lässt sich nicht erkennen.

In dem von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen, inzwischen schon mehr als 20 Monate dauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine haben sich Vertreter der russischen Führung nur sehr selten an die Front gewagt - im Gegensatz zum ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der regelmäßig auf Frontbesuch ist. Schoigu war zuletzt im Juni im Kriegsgebiet und besuchte dort den Stab der Heeresgruppe West.

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