Henry Kissinger im Alter von 100 Jahren gestorben

Henry Kissinger (1923-2023)
Henry Kissinger (1923-2023) Copyright Richard Drew/Copyright 2022 The AP. All rights reserved.
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Von Christoph DebetsAP, dpa, CBSNews
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Henry Kissinger, der Teenager aus Fürth, der vor den Nazis floh, wurde zu einem der bedeutendsten Staatsmänner des 20. Jahrhunderts. Er starb im Alter von 100 Jahren im US-Bundesstaat Connecticut.

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Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger ist tot. Kissinger wurde 100 Jahre alt. Der Friedensnobelpreisträger starb in seinem Zuhause im Bundesstaat Connecticut. 

Kissinger, der den Präsidenten Nixon und Ford als Außenminister und Nationaler Sicherheitsberater diente, gilt als einer der bedeutendsten, aber auch umstrittensten Diplomaten und Staatsmänner des 20. Jahrhunderts. 

Der gebürtige Fürther, der 13 Angehörige im Holocaust verloren hat, war 1938 mit seiner Familie aus Nazi-Deutschland in die Vereinigten Staaten geflohen. Im Zweiten Weltkrieg kehrte er als US-Soldat nach Deutschland zurück.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte Kissingers Bedeutung für die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA. „Henry Kissinger prägte die amerikanische Außenpolitik wie nur wenige andere“, schrieb Scholz auf der Online-Plattform X (früher Twitter). „Sein Einsatz für die transatlantische Freundschaft zwischen den USA und Deutschland war bedeutend. Kissinger, der 1923 in Franken geboren worden war, sei seiner deutschen Heimat stets verbunden geblieben, fügte Scholz hinzu. „Die Welt verliert einen besonderen Diplomaten“.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Kissinger als „großen Kämpfer für Freiheit und Demokratie“. Er nannte ihn „die treibende geistige Kraft der US-Außenpolitik vieler Jahrzehnte“ und „Hüter der transatlantischen Beziehungen“. „Mit klarer Sprache und unerschrockener Diplomatie hat er die Vereinigten Staaten von Amerika und die Weltpolitik der Nachkriegszeit entscheidend geprägt.

Mit seiner Entspannungs- und Abrüstungspolitik legte Henry Kissinger den Grundstein für das Ende des Kalten Krieges und für den demokratischen Wandel im Osten Europas. Dass wir heute in einem geeinten und demokratischen Deutschland leben, eingebunden in starke Bündnisse, daran haben die Vereinigten Staaten, und daran hat auch Henry Kissinger persönlich großen Anteil“, schrieb Steinmeier in seinem in Berlin veröffentlichten Kondolenzschreiben an Kissingers Familie.

Der ehemalige US-Präsident George W. Bush bezeichnete Kissinger als „eine der verlässlichsten und markantesten Stimmen in der Außenpolitik“. "Ich habe den Mann, der als kleiner Junge aus einer jüdischen Familie vor den Nazis floh und sie dann in der US-Armee bekämpfte, lange bewundert", sagte Bush in einer Erklärung. "Als er später Außenminister wurde, sagte die Ernennung eines ehemaligen Flüchtlings ebenso viel über seine Größe aus wie über die Größe Amerikas.

Der Führer der Minderheit im US-Senat, Mitch McConnell würdigte Kissinger als „einen Titanen unter den bedeutendsten Staatsmännern Amerikas“. Der Republikaner lobte Kissingers diplomatischen Ansatz, der „den Lauf der Geschichte verändert“ habe.

„Im Namen unserer Familie und all derer, die mit unserem Vater und Dr. Henry A. Kissinger in einer Partnerschaft zusammengearbeitet haben, die eine Generation des Friedens für unsere Nation hervorbrachte, sprechen wir unser tiefstes Beileid zum Tod eines der fähigsten Diplomaten Amerikas aus“, sagten Nixons Töchter, Tricia Nixon und Julie Nixon Eisenhower, in einer Erklärung.

In China bezeichnete der Sprecher des Außenministeriums, Wang Wenbin, Kissinger als „alten Freund und guten Freund des chinesischen Volkes und als Pionier und Erbauer der chinesisch-amerikanischen Beziehungen“.

In den sozialen Medien hingegen war Kritik an dem Friedensnobelpreisträger weit verbreitet. Viele feierten seinen Tod.

Eine Schlagzeile der Zeitschrift Rolling Stone lautete: "Henry Kissinger, der von Amerikas herrschender Klasse geliebte Kriegsverbrecher, stirbt endlich".

"Henry Kissingers Bombenkampagne hat wahrscheinlich Hunderttausende von Kambodschanern getötet - und den Weg für die Verwüstungen der Roten Khmer geebnet", schrieb Sophal Ear, Dozentin für kambodschanische Volkswirtschaft an der Arizona State University, auf The Conversation.

Zu den wiederholten Anschuldigungen, er sei ein Kriegsverbrecher meinte Kissinger einmal gegenüber CBSNews: „Das ist ein Spiegelbild ihrer Unwissenheit. So war es nicht gedacht. So wurde es nicht ausgeführt."

Unser Nachruf: Henry Kissinger: Der Diplomat

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