Rechtspopulistische Partei Chega begeistert immer mehr junge Menschen in Portugal

Nach der Wahl im März 2024 hatte der Gründer von Chega, André Ventura, einen Grund zum Feiern.
Nach der Wahl im März 2024 hatte der Gründer von Chega, André Ventura, einen Grund zum Feiern. Copyright Armando Franca/AP
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Von Heilika Leinus
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Nach der Parlamentswahl im März ist die rechtspopulistische Partei Chega in Portugal die drittstärkste Kraft. Sie wird vor allem von jungen Wählern unterstützt, die oft über die sozialen Medien auf sie aufmerksam werden.

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Die jüngsten Wahlergebnisse haben in Portugal eine Schockwelle ausgelöst. Die rechtspopulistisch Partei Chega, zu Deutsch „Genug“, hat einen Popularitätsschub erfahren und 50 Sitze errungen. Kurz nach ihrer Gründung im Jahr 2019 bekam sie einen Sitz. Nun ist die Partei mit 18 Prozent der Wählerstimmen die drittstärkste Kraft im Land. Somit hatte der Gründer von Chega, André Ventura, der zugleich Professor an der Universidade Nova de Lisboa ist, einen Grund zum Feiern.

Viele junge Menschen wählten Chega

Der Partei ist es gelungen, vor allem die Jugend Portugals zu begeistern. Viele junge Portugiesen sagen, dass sie die Arbeitslosigkeit und die mangelnden Chancen satt haben, und Chega verspricht Veränderungen.

Andere halten die Partei wiederum für gefährlich und fremdenfeindlich. Unter ihnen sind ältere Menschen, die sich noch gut an die autoritäre Diktatur erinnern, die in Portugal vor 50 Jahren gestürzt wurde.

Die 25-jährige Abgeordnete Rita Maria Matias, die im März erneut ins portugiesische Parlament gewählt wurde, sagt, dass sie die Ängste der Menschen verstehe, aber nichts für die Zeit könne, in der sie noch nicht geboren war.

Die Menschen haben ein wenig Angst vor den Rechten, weil sie ihre Narben haben, und die Narben sind gerechtfertigt, aber ich kann nicht für eine Zeit Verantwortung übernehmen, in der ich nicht gelebt habe. „Wir haben es satt, dass junge Menschen in Frankreich, England und in der Schweiz mehr Möglichkeiten haben als wir“, unterstreicht sie in einem Interview mit Euronews.

Eine Gefahr für Demokratie

Die Menschen, die sich für die Minderheiten einsetzen, sind der Meinung, dass Chega eine Bedrohung für Demokratie und Minderheiten darstellt. Lou Loução von der Organisation SOS Racismo ist einer von ihnen. Er ist überzeugt, dass Chega „eine Form der Verharmlosung rassistischer Ideen“ sei. „Die Menschen, die ihre Stimme Chega geben, sagen meistens, dass sie gegen das System stimmen würden, weil sie müde seien und wütend auf viele Politiker seien, aber in Wirklichkeit ist es eine Stimme für Rassismus und Diskriminierung. Es ist eine Stimme gegen die Minderheiten“, sagt er.

Unter anderem werden Chega Rassismus, Islamophobie und Angriffe auf die Roma und Sinti in Portugal vorgeworfen. Die Partei bestreitet die Vorwürfe und sagt, es handele sich dabei um Panikmache.

Geschichte Kampagne auf TikTok

Dem Politikwissenschaftler Antonio Costa Pinto zufolge ist es Chega gelungen, eine innovative und erfolgreiche Kampagne in den sozialen Medien zu führen. „In den sozialen Medien, insbesondere TikTok, sind sie führend“, erklärt er. „Unter den jungen Menschen in Portugal gibt es eine klare Verschiebung von links nach rechts.“ Die Hauptwählergruppe von Chega seien Männer, während Frauen häufiger für die linken Parteien stimmen würden.

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