Ein Sprecher der UNIFIL-Mission im Südlibanon hat gegenüber euronews erklärt, dass die Blauhelme nicht - wie von Israel gefordert - ihre Stellungen in der Blauen Zone räumen. In der Nacht griff die israelische Luftwaffe das Hauptquartier des Geheimdienstes der Hisbollah in Süd-Beirut an.
Die Friedenstruppe der Vereinten Nationen, UNIFIL, wird ihre Stellungen im Südlibanon nicht verlassen, obwohl Israel sie für seine bevorstehende Landoffensive dazu aufgefordert hat.
„Wie der UN-Unterstaatssekretär für Friedenssicherung, Jean-Pierre Lacroix, während einer Pressekonferenz in New York sagte, wurde die UNIFL von der Israelischen Armee angewiesen, einige Positionen in der Nähe der Blauen Linie zu räumen. Nach mehreren Konsultationen mit den an der Mission beteiligten Ländern und New York haben wir beschlossen, zu bleiben“, sagte Andrea Tenenti, Sprecherin von Unifil, gegenüber Euronews.
„Wir passen unsere Haltung und Aktivitäten regelmäßig an und haben Notfallpläne, die wir bei Bedarf aktivieren können. Die Sicherheit der Friedenstruppen hat oberste Priorität, und alle Akteure werden an ihre Verpflichtung erinnert, diese zu respektieren“, fügten Tenenti hinzu. „Wir fordern den Libanon und Israel weiterhin auf, die Anerkennung der Resolution 1701 des Sicherheitsrats nicht nur in Worten, sondern auch in der Tat zu erneuern, da dies die einzig gangbare Lösung zur Wiederherstellung der Stabilität in der Region darstellt.“
Israel: „Einhundert Hisbollah-Kämpfer getötet“
Israel setzte seine Angriffe auf Ziele der Hisbollah fort. Ein Apache-Kampfhubschrauber feuerte am Freitag Raketen auf die libanesische Grenze ab, woraufhin Rauch aus dem Südlibanon aufstieg. In der Nacht von Freitag auf Samstag führte die israelische Armee dann eine weitere Serie von Luftangriffen auf die südlichen Vororte von Beirut durch.
Ziel war das Hauptquartier des Geheimdienstes der Hisbollah. Die israelischen Streitkräfte sagten nicht, wen sie im Visier hatten oder ob bei dem Angriff irgendwelche Kämpfer getötet wurden. Jedoch teilten sie mit, sie hätten in den letzten 24 Stunden 100 Hisbollah-Kämpfer getötet. Die nationale Nachrichtenagentur des Libanon meldete mehr als zehn aufeinanderfolgende Angriffe in der Region.
Etwa 1.400 Libanesen, darunter Hisbollah-Kämpfer und Zivilisten, wurden getötet und etwa 1,2 Millionen aus ihren Häusern vertrieben, seit Israel im September seine Luftangriffe intensivierte, die darauf abzielten, die Hisbollah zu lähmen und von der gemeinsamen Grenze zwischen den beiden Ländern zu vertreiben. Unterdessen feuerte die Hisbollah am Freitag rund 100 Raketen auf Israel ab, teilte das israelische Militär mit.
Israel hatte am Dienstag mit seiner Bodenoperation im Libanon begonnen. Die israelischen Streitkräfte stießen in einem schmalen Streifen entlang der Grenze mit Hisbollah-Kämpfern zusammen. Oberstleutnant Nadav Shoshani sagte Reportern am Freitag, dass die Bodenoperation begrenzt sei und darauf abzielte, Hisbollah-Kämpfer auszurotten und die Grenze so zu sichern, dass die Bewohner Nordisraels in ihre Häuser zurückkehren können. „Zuallererst besteht unsere Mission darin, sicherzustellen, dass es keine Hisbollah gibt“, sagte Oberstleutnant Shoshani. „Anschließend besprechen wir, wie wir dafür sorgen können, dass sie nicht zurückkommen.“
Iran warnt Israel
Der iranische Außenminister Abbas Araghchi, der am Freitag zu Gesprächen in Beirut war, warnte davor, dass Teheran im Falle eines Angriffs Israels auf den Iran noch heftiger reagieren würde als diese Woche, als es als Vergeltung für israelische Angriffe auf die Hisbollah mindestens 180 Raketen auf Israel abfeuerte.
Der Raketenbeschuss inmitten einer Reihe rasch eskalierender Angriffe droht den Nahen Osten näher an einen regionalen Krieg heranzuführen.
„Wenn die israelische Regierung irgendeinen Schritt oder eine Maßnahme gegen uns ergreift, wird unsere Vergeltung stärker ausfallen als die vorherige“, sagte Araghchi.
Israel greift Hauptstraße zwischen Libanon und Syrien an
Ein weiterer israelischer Luftangriff am Freitag schnitt eine Hauptverkehrsstraße zwischen Libanon und Syrien ab und hinterließ zwei riesige Krater auf beiden Seiten der Straße.
Durch den Luftangriff wurde die Straße für Autos unbefahrbar, sodass die Menschen zu Fuß zum Grenzübergang Masnaa gehen mussten. Über den Grenzübergang haben sich in den vergangenen zwei Wochen Zehntausende Menschen vor dem Krieg im Libanon in Syrien in Sicherheit gebracht.
Israel erklärte, es habe den Grenzübergang angegriffen, weil er von der Hisbollah genutzt werde, um militärische Ausrüstung über die Grenze zu transportieren.
Beobachter gehen davon aus, dass die Hisbollah einen Großteil ihrer Waffen über Syrien von ihrem Hauptunterstützer, dem Iran, erhalten hat.
US-Angriffe im Jemen
Am Freitag griff das US-Militär mehrere Ziele der Huthi im Jemen an. Ziel waren Waffensysteme, Stützpunkte und andere Ausrüstung der vom Iran unterstützten Rebellen.
Medien der Huthis meldeten sieben Treffer auf dem Flughafen in Hodeidah, einer großen Hafenstadt, und im Gebiet Katheib, in dem sich ein von den Huthis kontrollierter Militärstützpunkt befindet.
Vier weitere Angriffe galten Seiyana, einem Stadtviertel der Hauptstadt Sanaa und zwei weitere trafen die Provinz Dhamar.
Nur wenige Tage zuvor hatten die Huthis mit einer „Eskalation militärischer Operationen“ gegen Israel gedroht, nachdem sie offenbar eine US-Militärdrohne über dem Jemen abgeschossen hatten.